Der türkische Regierungschef muss in Deutschland noch etwas lernen

Diesmal tobt in Deutschland eine Islamdebatte, obwohl der türkische Regierungschef Erdogan noch gar nicht in Berlin gelandet war. Gleichwohl dürften die Worte des Bundespräsidenten, der Islam gehöre inzwischen zu Deutschland, wie Musik in Erdogans Ohren geklungen haben - weil sich Wulffs Rede leider nach Belieben miss-interpretieren lässt.

Nach Erdogans Auslegung hat der Islam damit in Deutschland Wurzeln geschlagen. Schließlich hat er erst bei seinem letzten Besuch seinen Landsleuten zugerufen, Assimilation sei ein Verbrechen. Dabei hat bis heute niemand gefordert, dass Türken oder Deutsch-Türken ihre Kultur, ihre Religion oder Tradition aufgeben. Das Problem der muslimischen Minderheit in Deutschland ist ja nicht zu viel Assimilation, sondern der Mangel daran. Wenn die dritte und vierte Generation der Migranten noch immer nicht Deutsch als Muttersprache spricht, dann ist der Grundstein schon gelegt, dass ein Großteil der Jugendlichen in einer Parallelgesellschaft und damit im Abseits landet. Das Beherrschen der Sprache und Verständnis für deutsche Kultur sind Voraussetzung für jede Integration. Oder, wie Bayerns Innenminister Hermann sagt: "Wer den deutschen Pass will, kann nicht im Herzen Türke bleiben wollen." Kanzlerin Merkel - ausgerechnet Erdogans Lieblingsfeindin - dürfte dies heute sicher noch einmal klarstellen.