Eine Beobachtung von Tino Lange

Mando Diao und Wilco haben es getan, die Toten Hosen auch, und die Ärzte und Fettes Brot sowieso: Zwischen den Songs ihrer Konzerte haben sie dem FC St. Pauli gehuldigt. Wie so viele Bands. Scheinbar gehört das unbedingt dazu, wenn man in Millerntor-Nähe auftritt - was den Rock 'n' Roll betrifft, hat der Kiezklub im Vergleich mit dem HSV ganz weit die Nase vorn - vielleicht auch ein Grund, warum Lotto King Karl an jeder Bierkanne auftritt, um die Ehre der Raute zu verteidigen.

Aber auch ohne HSV-Fan zu sein, geht einem die Anbiederei von Bands an die vermeintlichen Fußballfans im Publikum auf den Geist - zumindest wenn die Ansage nach einem abgelesenen Spickzettel mit dem Eintrag "und hier den lokalen Fußball-Klub abfeiern" aussieht.

Unvergessen sind die Könige des ungekonnten Einschleimens von Nickelback: Die verneigten sich ihrem letzten Konzert per Einblendung auf der Videoleinwand gleichzeitig vor dem HSV und St. Pauli. Schlimm. Aber Nickelback sind ja Kanadier, die von Fußball keinen Schimmer haben. Die mögen eher Eishockey. Ihre Landsmänner von Billy Talent gingen gleich auf Nummer sicher und grüßten die Hamburg Freezers. Mal was anderes.

Vielleicht sollte Schauspieler und Gelegenheitssänger Peter Lohmeyer statt "Schalke, du bist ein Teil von mir" zu singen, speziell auswärtige Rockbands in Sachen Fußball-Anbiederung nachschulen. Lohmeyer hält es ja mit Altona 93.