Laut Bezirken verdoppelt sich die Bearbeitungszeit pro Ausweis

Hamburg. Die Einführung des neuen Personalausweises bedeutet für die Bezirksämter einen hohen Verwaltungsaufwand und für die Hamburger Schlangestehen in den Kundenzentren. "Wir rechnen mit deutlich längeren Wartezeiten für die Bürger", sagt Bernhard Schleiden, Leiter des Dezernats Bürgerservice des Bezirksamts Harburg. Statt durchschnittlich zehn Minuten betrage die Bearbeitungszeit künftig 17 bis 20 Minuten. Da es in der Anfangszeit noch keine Routine gebe und die Antragsteller sicher einen hohen Beratungsbedarf hätten, könne die Bearbeitungszeit eventuell noch länger dauern, sagt Schleiden. Davon geht auch Kerstin Godenschwege, Sprecherin des Bezirksamts Altona, aus. "Wir vermuten, dass man auch mit zehn Minuten mehr nicht hinkommt." Es dauere sicher zwei Jahre, bis sich alles eingespielt habe. Aufgestockt wird das Personal in den Kundenzentren trotz der Mehrbelastung für die Mitarbeiter nicht. "Es ist nicht vorgesehen, neue Stellen zu schaffen", bestätigt Finanzbehördensprecher Daniel Stricker dem Abendblatt. Somit fielen auch keine zusätzlichen Personalkosten an.

"Die Forderung nach mehr Personal ist jedoch berechtigt", sagt Dezernent Bernhard Schleiden. Es seien 20 bis 30 weitere Stellen nötig, um die Arbeit abzudecken. "Wenn sich der personelle Mehrbedarf nach drei bis sechs Monaten bewahrheiten sollte, können wir unsere Forderung untermauern." Dann müsse die Finanzbehörde reagieren. "Wir hegen die kleine Hoffnung, dass wir die Kunden weiterhin gut bedienen und beraten können, weil für die Mitarbeiter die Aufgaben rund um die Lohnsteuerkarte wegfallen." Diese würden künftig von den Finanzämtern übernommen. "So kann der Mehraufwand aufgrund der neuen Ausweise vielleicht ein bisschen kompensiert werden", sagt Schleiden, der momentan einen Ansturm auf die alten, rund 20 Euro günstigeren Personalausweise beobachten kann.

Mit einer Mehrbelastung der Sachbearbeiter rechnen auch die Bezirke Mitte und Eimsbüttel. Stephan Glunz, Eimsbüttels Bezirksamtssprecher. "Wir werden prüfen, ob ein gestiegener Personalbedarf auch durch frei werdendes Personal nach der Schließung des Kundenzentrums Stellingen im kommenden Jahr kompensiert werden kann."

Mit der Einführung des neuen Ausweises geht außerdem ein technischer und organisatorischer Aufwand für die Bezirksämter einher. "Die Arbeitsplätze in den 22 Kundenzentren müssen mit neuer Technik ergänzt und neuer Software ausgestattet werden", sagt Beatrice Göhring, Sprecherin des Bezirksamts Harburg. Die Umrüstung erfolge während des laufenden Betriebes. Zudem müssten alle Mitarbeiter geschult werden, damit sie die Software kennen und die Bürger beraten können.

Die Kosten für die Software und ihre Wartung, die Schaffung der technischen Infrastruktur, die Endgeräte und die Mitarbeiter-Schulungen müssen die Bezirke übernehmen. "Die Kosten für die Neuanschaffungen betragen für alle Bezirke eine Million Euro", sagt Peter Hansen, Sprecher des Bezirksamts Nord. Hinzu kommen laufende Kosten in Höhe von 500 000 Euro jährlich.