Liebe Hamburgerinnen, liebe Hamburger,

als ich vor etwa einem Jahr mitten in den Reisevorbereitungen steckte und dabei war, mein Leben in Paris gegen eines in der Hansestadt Hamburg einzutauschen, da packte mich kurz vor dem Abflug schon eine ziemlich große Angst. Schuld daran waren meine Freunde: "Waaas?", riefen sie entsetzt, "du willst nach Hamburg gehen? Hoch in den Norden? Da gibt's doch gar keine Sonne!"

Ehrlich gesagt haben mich Sätze wie diese ziemlich verunsichert, sodass ich bei meiner Ankunft in Fuhlsbüttel aufs Schlimmste gefasst war. Aber hey, einmal angekommen, merkte ich plötzlich: Auch in Hamburg gibt's Temperaturen über 20 Grad! So arktisch, wie ich sie mir zuvor ausgemalt hatte, war diese Stadt also gar nicht.

Was in Teilen eigentlich schade ist: Denn manche meiner Kumpel zu Hause hatten mir erzählt, dass es hier oben sogar Tiere wie Schneehasen und Schneefüchse gebe, ja vielleicht gar Eisbären - leider warte ich bis heute vergeblich darauf, solche Viecher einmal im Stadtpark oder an den Landungsbrücken zu entdecken.

Abgesehen vom gar nicht so schrecklichen Wetter, hat Hamburg auch noch ein paar ganz, ganz tolle Sachen zu bieten, gerade im Vergleich zu Paris: Alles ist viel grüner als in der französischen Hauptstadt, alles viel weniger hektisch, viel menschlicher - kurz: In Hamburg ist im Vergleich zu Paris alles viel, viel lebenswerter.

Doch so sehr ich euch und eure Stadt mittlerweile ins Herz geschlossen habe, meine lieben Hamburger, so wenig kann ich noch immer eines so gar nicht verstehen: Warum, bitte schön, bleibt ihr denn beim Spazierengehen an einer roten Ampel stehen, wenn weit und breit kein Auto herannaht? Manchmal täte euch vielleicht doch ein bisschen mehr französische Lässigkeit ganz gut ...

Sophie Vatin studiert innerhalb des Erasmus-Austauschprogramms Architektur an der HafenCity-Universität. Aufgezeichnet von Christopher Beschnitt