Jürgen Schmidl, 29, aus Neudörfl (Österreich)

Liebe Hamburgerinnen

und Hamburger,

mein erster Besuch in der Hansestadt liegt schon sehr lange zurück. 1990 nahm ich mit meiner Volksschulklasse an der Fernsehsendung "1,2 oder 3" teil, wo wir hinter Deutschland auf dem zweiten Platz landeten.

Knapp zwei Jahrzehnte und ein abgeschlossenes Studium später, war ich dann aber doch noch ganz vorn dabei: Ich bekam ein tolles Jobangebot, das ich nicht ablehnen konnte und das mich wieder in diese wunderschöne Stadt führte. Die Entscheidung, hierherzuziehen, fiel mir nicht schwer. Hamburg hat mir auf Anhieb gefallen. Ich habe meinen Umzug bisher nie bereut und fühle mich mittlerweile in Deutschland genauso zu Hause wie in Österreich.

Trotzdem ist hier vieles anders als in meiner Heimat: Die Anbindung zum Flughafen ist super, und die U- und S-Bahnen fahren am Wochenende die ganze Nacht, was ich sehr praktisch finde. Auch die Integration funktioniert meiner Meinung nach besser. Viele verschiedene Nationalitäten leben hier problemlos nebeneinander.

Was mir noch aufgefallen ist: Hamburg ist ein Paradies für Sportler: Die Stadt ist sehr fahrradfreundlich, und es gibt viele Möglichkeiten zum Laufen. Apropos Sport: Ich gehe oft und gerne zu HSV-Spielen ins Stadion, würde aber auch gerne mal ein Spiel von St. Pauli sehen - schon alleine wegen der Atmosphäre. Als großer Musicalfan bin ich hier natürlich auch sehr gut aufgehoben. "König der Löwen" habe ich schon dreimal gesehen, ein viertes Mal folgt bestimmt.

Abends gehe ich gerne in die Cocktailbar Brazil Lounge oder in das Restaurant Caspari in meinem Stadtteil Harburg. Oft kommen Freunde aus Österreich zu Besuch, dann fahren wir auf die Reeperbahn oder machen Ausflüge.

Mit den Hanseaten komme ich auch sehr gut aus. Man sagt ja, die norddeutschen Gemüter seien eher unterkühlt - das kann ich nicht bestätigen. Sie sind vielleicht anfangs distanziert, wenn sie jemanden noch nicht kennen, aber trotzdem immer höflich. Glücklicherweise habe ich einige Hamburger auch schon besser kennengelernt habe und ein paar sehr gute Freunde hier.

Ich lebe gerne in dieser Stadt und fühle mich sehr wohl. Das Einzige, was mir manchmal Probleme bereitet, ist die Sprachbarriere. Dass wir die gleiche Muttersprache haben, heißt nämlich noch lange nicht, dass wir uns auch verstehen. Viele Begriffe musste ich neu lernen. Bei uns sagt man zum Beispiel "Semmeln" statt "Brötchen". Aber der Bäcker bei mir um die Ecke hat ein Herz für uns "Ösis" - bei ihm kann ich Sonntagmorgen auch frische "Semmeln" bestellen.

Jürgen Schmidl ist Doktorand im Studienfach Metallurgie und arbeitet als Projekt-Ingenieur bei der Aurubis AG. Aufgezeichnet von Kristina Falschlehner.