Lina G. Gyliene, 36, aus Klaipeda in Litauen

Liebe Hamburgerinnen und Hamburger,

ich bin viel herumgekommen, habe in meinem Heimatland Litauen studiert, auch in Polen, England, Kanada, Amerika und Australien. Aber ehrlich: Nirgends hat es mir so gut gefallen wie in Hamburg.

Hamburg und ich - 14 Jahre hatten wir eine Art Fernbeziehung, eine Liebe mit Unterbrechungen. Zwei-, dreimal im Jahr bin ich von Stuttgart hoch in den Norden. Seitdem ich hier lebe und arbeite, weiß ich erst recht, warum mich die Stadt so fasziniert: Es sind nicht mal die schmucken Altbauten, nicht das viele Grün. Am meisten beeindrucken mich die Menschen. Haben sie sich erst einmal geöffnet, diese angeblich so steifen Hanseaten, hat man Freunde fürs Leben, sehr herzliche dazu im Übrigen. Das passt zum Flair dieser Stadt, die großstädtisch wirkt und dabei eine angenehme Gelassenheit ausstrahlt. Hamburg ist ein großes, elegantes Dorf - im positiven Sinn.

Meine Liebe zu Hamburg hätte wohl nicht diese Tiefe, gäbe es den Hafen nicht. Ich bin selbst in einer Hafenstadt groß geworden, in Klaipeda. Dort lebt die Hälfte meiner Familie - mein Mann und unser jüngster Sohn, 3. Er hat dort einen lukrativen Job, und ich habe mich für drei Jahre als Leiterin der Repräsentanzen der Litauischen Wirtschaftsförderungsagentur (Invest Lithuania & Enterprise Lithuania) verdingt. Wenn die Sehnsucht zu stark wird, mache ich einen Hafenrundgang.

Was mir nicht so gut gefällt? Eine Wohnung zu finden, kann echt Nerven kosten. Ansonsten habe ich nicht viel auszusetzen - noch nicht mal an der teuren Elbphilharmonie. Sie wird künftig das Aushängeschild von Hamburg sein. Und als Konsulats- und Weltstadt hat unsere Metropole international viel zu gewinnen. Dass ausländische Touristen lieber München oder Berlin besuchen, finde ich schade, wo es hier doch so viel zu sehen und zu entdecken gibt - allein die vielfältigen Kulturangebote sorgen dafür, dass es nie langweilig wird! Das gilt vor allem für die Zeit der Weltmeisterschaft, die Stimmung reißt einen richtig mit. Vielleicht schaue ich mir noch ein Spiel auf der Fanmeile an, allerdings: Wir Litauer sind Basketballfans. Bei aller Liebe.