Ange-Erick Nitedem, 28, aus Jaunde (Kamerun)

Liebe Hamburgerinnen

und liebe Hamburger,

mein erster Besuch in der Hansestadt liegt erst ein paar Wochen zurück. Ich kam her, um ein Bewerbungsgespräch zu führen, schließlich hatte ich kurz zuvor mein Jurastudium in Frankreich beendet und war auf der Suche nach einem Job. Ich fand schon damals, dass diese Stadt eine ganz besondere Atmosphäre ausstrahlt. Und wie es das Schicksal so wollte, bekam ich den Arbeitsplatz und brach meine Zelte in Paris ab, um hierher zu ziehen. Als ich dann vor zwei Wochen endgültig aus dem Zug stieg und diese unglaublich reine Seeluft einatmete, wusste ich, dass ich hier nicht nur wohnen, sondern zu Hause sein möchte.

In den letzten Tagen konnte ich die Stadt schon ganz gut erkunden: Die Reeperbahn ist beeindruckend, das ist fast wie eine andere Welt. Apropos anders: Ich finde es unheimlich praktisch, dass man nur 20 Minuten fahren muss und schon fast "auf dem Land" ist. Momentan wohne ich in Langenhorn und genieße die Ruhe dort. Die Rotklinkerbauten, die man hin und wieder sieht, gefallen mir. Sie verleihen der Stadt einen gewissen Charme.

Aber auch das Essen verbindet mich mit Hamburg: Obwohl ich nicht an der Küste geboren bin, hat es mich dort immer hingezogen. Ich bin ich ein großer Freund von Meeresfrüchten, von denen man hier mehr als genug bekommt. In meiner Mittagspause gehe ich gerne mit Kollegen in Restaurants wie das Bolero oder Match Point. Dort ist es gemütlich, und neben dem leckeren Essen ist das Personal immer sehr freundlich.

Und das Schönste: In Hamburg kann ich meine Liebe zum Fußball ausleben. Natürlich war ich beim Freundschaftsspiel des HSV gegen den FC Chelsea dabei. Das war mein erster Besuch im HSV-Stadion. Ganz artig habe ich natürlich den Hamburgern die Daumen gedrückt - mit Erfolg.

Das Vorurteil, die Hamburger seien steif und unzugänglich, kann ich überhaupt nicht unterschreiben. Ganz im Gegenteil: Bisher waren alle sehr aufgeschlossen und freundlich. Für mich ist es aber auch kein Problem, auf jemanden zuzugehen. Und mir ist klar, dass Integration keine Einbahnstraße ist. Ich werde mich auf jeden Fall anstrengen, um schon bald zu den Hamburgern zu gehören.

Der einzige Kritikpunkt bleibt für mich bisher der Wohnungsmarkt. Die Suche ist wirklich schwer. Die Quadratmeterpreise sind so hoch, und es ist unheimlich schwierig, eine Wohnung zu bekommen - das sind ja fast schon Pariser Verhältnisse. Und warum sind die Besichtigungszeiten bei euch eigentlich tagsüber und nicht abends? Für einen Berufstätigen sind solche Termine unmöglich einzuhalten.

Ange-Erick Nitedem arbeitet als Assistant im Fachbereich Tax Human Capital beim Beratungsunternehmen Ernst & Young. Aufgezeichnet von Kristina Falschlehner