Liebe Hamburgerinnen,

liebe Hamburger!

Bis vor Kurzem verband ich mit Deutschland nur drei Dinge: Bier, Bayern München und Beckenbauer. Über Hamburg wusste ich fast gar nichts, und trotzdem hatte ich den besten Grund, hierherzukommen: die Liebe. Meine Frau ist gebürtige Deutsche und hat in meiner Heimat am Goethe-Institut gearbeitet, wo wir uns kennengelernt haben. Sieben Jahre sind wir nun verheiratet, im Juli haben wir in Schnelsen ein Haus gekauft. Meine drei Kinder gehen auf ein französisches Gymnasium.

Das Einkaufen in Hamburg macht großen Spaß: Lebensmittel besorge ich gerne auf Märkten, und ich habe auch schon zwei kleine Läden gefunden, die afrikanische Spezialitäten verkaufen. Kochen ist nämlich meine Leidenschaft. Ich koche nicht nur traditionell, sondern auch Deutsch, und so steht ab und zu auch mal ein Schweinebraten auf dem Speiseplan. Auch Hagenbecks Tierpark hat es mir angetan: Ich hatte den Eindruck, dass die Tiere dort richtig glücklich sind. Sie wirken gesund, es geht ihnen gut. In meiner Heimat gibt es auch Zoos, aber dort werden die Tiere nicht so gut behandelt wie hier.

Zum Thema Integration fällt mir auf, dass die Menschen hier aus vielen unterschiedlichen Ländern und Kulturen stammen und trotzdem friedlich und problemlos nebeneinander leben. Das gefällt mir. Was mir allerdings ein bisschen schwerfällt und ganz anders funktioniert als in meiner Heimat, ist die Kommunikation. Wenn ich mich in Hamburg in die U-Bahn setze, kann ich nicht einfach einen Fremden ansprechen. Das würde als unhöflich und aufdringlich gelten. In meiner Heimat redet jeder mit jedem, auch wenn man sich gerade erst kennengelernt hat.

Ich habe vor, Hamburg in meiner Heimat bekannter zu machen, und möchte gerne einen Austausch zwischen afrikanischen und deutschen Künstlern schaffen. Ich glaube, wir können viel voneinander lernen.

Souleymane Oulai ist Kulturjournalist