Anhänger von Hertha BSC sollen HSV-Fans attackiert haben

Neustadt. Eigentlich, sagt der eine Mann, sei er Bayern-Anhänger. Und der Besuch in einem Fußballstadion seinerzeit für ihn eine Premiere. Eigentlich, sagt der andere, sei er schlicht ein Fußballfan, Hamburg oder Berlin, das spiele keine große Rolle. Und doch sollen diese beiden aneinander geraten sein, an gegnerischen Fronten anlässlich eines Spiels zwischen dem Hamburger SV und Hertha BSC. Der eine als vermeintlicher Täter, der angeklagt ist, gemeinsam mit drei anderen Männern einen Fan brutal attackiert zu haben. Der andere als Opfer, der mit einem Faustschlag zu Boden gestreckt und dann zusammengetreten und dabei schwer verletzt worden sein soll.

Jetzt vor dem Amtsgericht, wo sich Kai W., 40, Dirk L., 36, Sascha K., 34, und Sven H., 33, wegen gefährlicher Körperverletzung im Anschluss an das Bundesligaspiel vom 6. März verantworten müssen, treffen sich Angeklagte und Opfer erstmals wieder. Allesamt kräftige Männer, allesamt fußballbegeistert, allesamt seinerzeit aufgeputscht durch die Stimmung im Stadion, wo der HSV mit 1:0 als Sieger aus der Partie hervorging.

"Ich war das erste Mal beim Fußball", erzählt der Angeklagte Kai W. "Und das habe ich mir wirklich anders vorgestellt." Nach dem Spiel habe er wegen der Vorwürfe mehrere Stunden auf einer Polizeiwache verbracht. "Ich bin kuriert", lautet sein Fazit aus den Erfahrungen jenes Tages. Er habe nur seinen Schwiegervater zu der Partie begleiten wollen. "Ich selber kenne vielleicht gerade mal drei Hertha-Spieler mit Namen."

Nach dem Spiel habe er gehört, wie einer "Scheißberliner" gegrummelt habe. "Ich dachte gleich, das geht nicht gut." Zwischen seinem Mitangeklagten Sascha K. und Lars M., dem Mann, der die Gruppe beleidigt habe, habe sich ein Wortgefecht entwickelt, er habe noch versucht zu schlichten.

Schließlich habe Lars M. gedroht: "Ich zerreiß dich in der Luft, ich bin Boxer!" Daraufhin habe der Mitangeklagte den Mann geschubst, der sei zu Boden gegangen. Zwei weitere Männer seien ausgerutscht und ebenfalls hingefallen. Mehr sei nicht gewesen. "Ich kann hundertprozentig ausschließen, dass ich getreten habe."

Doch etliche Tritte habe er jedenfalls abbekommen, sagt Opfer Lars M. als Zeuge aus. Vorausgegangen seien provokative Blicke aus der Gruppe der Hertha-Fans, der Angeklagte Sascha K. habe ihm dann einen Faustschlag an die Schläfe versetzt, erzählt der 26-Jährige. "Ich ging zu Boden. Dann haben diverse Leute getreten." Etliche Prellungen habe er davongetragen. Ein anderer HSV-Fan erinnert die "provokanten Blicke" der Angeklagten, dann habe der Streit sich hochgeschaukelt. Die Hertha-Fans, sagt er, "waren scharf auf Beulerei". Der Prozess wird fortgesetzt