Die Artisti del Belpaese wollen die italienische Küche in Hamburg retten. Testessen und zehn Kriterien sollen zum “echten Italiener“ führen

Hamburg. Tagsüber kämpfen sie für die Rechte von Unternehmern, abends setzen sie sich für mehr Dolce Vita in der Stadt ein: Sofia Melik Aslanian und Julika Repplinger, Anwältinnen in der deutsch-italienischen Kanzlei MARe mit Sitzen in Eppendorf und Rovigo in Venetien, sind die Gründerinnen des Gastronomievereins Artisti del Belpaese (Künstler des schönen Landes). "Für mich bedeutet die italienische Küche Kunst und Tradition - nichts, was man kopieren darf. Allzu oft findet man in Hamburg aber Lokale, wo Italien draufsteht, aber nicht drin ist", sagt Julika Repplinger, 29.

Das wissen die Anwältinnen nur zu gut: "Wir gehen beide leidenschaftlich gern italienisch essen. Dadurch haben wir schnell Kontakte zu Gastronomen wie Remigio Poletto und Luigi Francia von Polettos Weinbar sowie Claudio Spinsanti vom Restaurant Portonovo geknüpft", sagt Sofia Melik Aslanian, 28. "Bei einem Glas Wein entstand irgendwann die Idee einen italienischen Gastronomieverein zu gründen." Um die echte Landesküche zu fördern, will sie nun gemeinsam mit ihrer Partnerin, dem Kaufmann Alessandro Mandello und Gastronomen ein Qualitätszeichen einführen.

Zwar soll der Verein kein Führer für Feinschmecker im Sinne eines "Gault Millau" oder "Michelin" sein. Testessen in geselliger Runde wird es aber natürlich auch geben. "Nur nicht ganz so verbissen wie bei den Gastro-Kritikern", sagt Sofia Melik Aslanian. "Unsere teilnehmenden Gastronomen bedienen ganz verschiedene Preisklassen, von der einfachen Pizzeria über eine gute Trattoria bis hin zum Spitzenrestaurant."

Darüber hinaus können auch Privatleute Mitglieder werden. Einmal jährlich will der Verein tagen und eine Gebühr von 25 Euro verlangen. Sofia Melik Aslanian: "Wir möchten einfach ein Forum für Italien-Liebhaber sein und die Geselligkeit fördern." Dazu gehört neben der italienischen Küche natürlich auch die Kultur. In Zusammenarbeit mit dem italienischen Konsulat soll es ab 2011 den "Cinemaperitivo" geben, ein monatliches Event, bei dem ein italienischer Film gezeigt und dazu Aperitifs gereicht werden. Außerdem ist für den kommenden Sommer eine "Notte Italiana", also ein italienisches Fest mit bekannten Künstlern, geplant.

Ab November soll eine Liste aller teilnehmenden Restaurants, Bars und Lebensmittelgeschäfte auf der Webseite des Vereins veröffentlicht werden. Ihr gemeinsames Erkennungszeichen ist ein Aufkleber, der einen mit Flaschen jonglierenden Künstler zeigt. Doch woran erkennt man, dass es sich um ein typisch italienisches Restaurant handelt? Die Zehn-Punkte-Liste der Anwältinnen gibt Orientierung:

Urlaubsflair: geschmackvoll gedeckte Tische, Kerzen, gutes Geschirr, schöne Gläser, viel Design aus Italien, und aus der Küche kommt ein herrlicher Duft.

Slow Food: Italiener legen großen Wert darauf, alle Zutaten mit Respekt zu behandeln und angemessene Zeit zur Zubereitung der Speisen einzuplanen - das Ergebnis ist Genuss pur.

Rezepte à la Mamma: Teilweise steht noch die Familie in der Küche, oder es werden Rezepte der Mamma oder der Nonna (Großmutter) nachgekocht.

Kompetenz: Mindestens eine der Positionen ist von Italienern besetzt: Küche oder Inhaber, am besten auch das gesamte Personal.

Regionale Vielfalt: Jedes Lokal hat einen eigenen, zumeist aus der Herkunft des Wirtes abzuleitenden regionalen Schwerpunkt, der die kulinarische Vielfalt des Landes widerspiegelt.

Hochwertige Zutaten: Die mediterrane Küche basiert auf dem Prinzip, aus wenigen frischen Zutaten ohne Zusatz von Geschmacksverstärkern oder zu vielen Gewürzen Gerichte mit unverfälschtem Geschmack zu kreieren.

Italienische Gastlichkeit: Essen ist in Italien eine nationale und gesellige Leidenschaft. Dieses "Feeling" muss in dem Lokal beim Gast direkt ankommen. Egal, ob man ein italienisches Restaurant zum ersten Mal oder aber als Stammkunde besucht, viel oder wenig bestellt.

Authentisches Ambiente: Man hört die wunderschöne italienische Sprache und wird mit einem freundlichen "Buongiorno" oder "Buonasera" begrüßt.

Vom Aperitif: Der Wirt hält eine ausgewählte, vielfältige Wein- und Spirituosenauswahl bereit, abgestimmt auf die regionale Küche des Lokals.

Zur Zabaione: Hervorragender Caffè, Cappuccino und Dolce wie Tiramisu, Cassata oder Zabaione runden das meist mehrgängige Menü ab.