No sex, please - ich bin online. Warum schalten wir die schöne neue Digitalwelt nachts nicht mal ab?

Spezies 8472 ist fein raus; diese seltsame Lebensform aus "Star Trek" muss nie schlafen. Alle anderen müssen, selbst die Giraffe, die täglich nur 1,9 Stunden Schlaf braucht. Hat sie's deshalb schon besser als wir? Wie man's nimmt: Sie hat einerseits mehr Zeit für die schönen Dinge des Lebens, andererseits aber auch deutlich mehr Zeit, um mit sich zu hadern, wenn sie wieder mal nicht einschlafen kann.

Während eine Fraktion kluger Forscher diejenigen Schalter im Nervenapparat sucht, die dem Körper abends sagen "Schluss jetzt, du bist müde" und uns ins Reich der Träume schicken, machen sich andere Gedanken darüber, was uns alles daran hindert, die Schwelle zum Schlaf zu überschreiten. Die Ergebnisse, die jetzt Eduard Estivill, Direktor einer Madrider Schlafklinik, präsentierte, überraschen kaum. Im Kern lautet seine Botschaft schlicht: "Kein Internet im Bett." Schon lange wurden Betten zweckentfremdet. Die einen haben darin gegessen und werden nun durch pieksende Krümel am Schlaf gehindert. Andere lesen, grübeln oder streiten. Das fordert und hält wach.

Jetzt aber ist das Bett zum Bett 2.0 geworden - zur 24-hours-open-Schaltzentrale der neuen Medienwelt. Handy, SMS, Fernsehen, Internet, E-Mail im Bett? Da können Sie gleich noch zwei doppelte Espressos trinken, das Gehirn ist sowieso im "Hallo Wach"-Modus.

Jetzt kommt's aber wirklich dicke: Nicht nur das Schlafen wird im Bett 2.0 gestört, auch das Miteinander-Schlafen. 50 Prozent weniger Sex gehen auf das Konto der medialen Störungen in der häuslichen Ruhe- und Intimzone. Sollten die Deutschen deswegen aussterben, geschieht's ihnen recht. Hypnos, der griechische Gott des Schlafes - und wer könnte besser wissen, wie man gut schläft? - hatte sein Bett ja auch in einer dunklen Höhle aufgestellt und nicht auf einem Marktplatz.