Der 21-Jährige zog über den Kiez, gab horrende Summen aus. Verantwortlichem der Tabledance-Bar wird Betrug vorgeworfen.

Neustadt. Er hat sich richtig ins Zeug gelegt. Regelrechte Verrenkungen gemacht, im wahrsten Sinne des Wortes. Und es geschafft, daheim im Familienkreis im beschaulichen Allgäu einen Blattsalat mit den Füßen zu essen. Der Preis für die ungewöhnliche Wette des 21-Jährigen, ausgelobt vom großen Bruder, war ebenfalls eher speziell: Der junge Mann sollte einen Besuch im Bordell finanziert bekommen. Und die Mutter, offensichtlich entzückt, dass ihr sexuell gänzlich unerfahrener jüngster Sohn sich nun endlich zum ersten Mal ein wenig die Hörner abstoßen könne, stimmte gut gelaunt zu und versprach, 50 Euro zuzuschießen.

Dass dieser Beitrag "Peanuts" sein würde im Vergleich zu der astronomischen Summe, die ihre beiden Söhne schließlich in einer Tabledance-Bar auf der Reeperbahn lassen würden, damit hatte keiner in der Familie gerechnet. Insgesamt 15.300 Euro haben die beiden Männer in jener Nacht in dem Lokal ausgegeben.

Doch dem Verantwortlichen der Tabledance-Bar soll selbst diese horrende Summe offenbar noch nicht genug gewesen sein. Seine angebliche Maßlosigkeit hat Antun D. jetzt vor das Amtsgericht gebracht. Dem 54-Jährigen wird unter anderem Betrug und Urkundenfälschung vorgeworfen.

Der füllige Mann im fliederfarbenen Hemd ist angeklagt, als Verantwortlicher der Bar mit ihm überlassenen Kreditkarten der Gäste weitere Belege angefertigt zu haben, um zu Unrecht bei der Bank mehrere Beträge abzubuchen. Allein 2500 Euro sollen es im Fall der baden-württembergischen Brüder gewesen sein. Zudem soll Antun D. eine gefälschte Genehmigung eingereicht haben, um angebliche Schulden der Gäste eintreiben zu können.

Er sei jedoch dazu "berechtigt" gewesen, verteidigt sich der Angeklagte, der eine protzige Uhr am Handgelenk und eine schwere Goldkette um den Hals trägt. Die Zeugen hätten die Belege und die Vereinbarung, dass er ausstehende Beträge später abbuchen könne, "eigenhändig signiert".

Jedenfalls waren Alexander und Andreas L. wahrlich ein Traum für jeden Lokalbetreiber. Sie seien schließlich nach rund zehn Stunden in dem Etablissement abgereist, erzählt der ältere der beiden Brüder, "mit dickem Kopf und wenig Geld".

Zufällig seien sie in jener Bar gelandet, sein Bruder habe Cola getrunken, er selber Bier und Wodka-Feige. "Der Rest des Geldes war für die Getränke der Damen zu horrenden Preisen, über die hatten wir uns vorher nicht informiert", bedauert der 31-Jährige. Nach mehreren Stunden in dem Lokal und um Tausende Euro erleichtert, die nach und nach von ihren Kreditkarten abgebucht wurden, habe der Angeklagte sie schließlich eingeladen, beharrt der Zeuge. Antun D. widerspricht: "Was die beiden Gäste zum Schluss getrunken haben, ging aufs Haus. Aber nicht, was die Damen konsumiert haben."

Zeuge Andreas L. differenziert: Als Wochen nach ihrem Besuch auf der Reeperbahn noch Geld von ihrem Konto abgebucht wurde, sei er "sauer" geworden, erzählt der 21-Jährige. Er habe sich auch über die Höhe der Rechnungen gewundert, sagt der Zeuge, habe aber zuerst nicht auf die Preise auf der Getränkekarte geachtet. Dabei wäre ein Blick durchaus angebracht gewesen. Die Einzelpreise, zum Beispiel 4 cl Gin für 20 Euro, eine Flasche Schaumwein für 250, der Champagner für 450 Euro, sind detailliert aufgelistet. Striptease, Massage oder andere Dienstleistungen aber nicht. Doch die waren offenbar trotzdem zu haben, sagt Andreas L.

Weil er ja damals zu Hause die Salatwette gewonnen habe, habe er in der Tabledance-Bar nun auch endlich einmal den versprochenen Geschlechtsverkehr haben wollen, "weil ich den noch nie hatte", erzählt Andreas L. und blickt verschämt zu Boden. "Der Sex sollte stattfinden, aber ich war dann doch zu nervös und habe es abgebrochen." Der Prozess wird fortgesetzt.