1. Hamburger Abendblatt:

Die Amokläuferin in Lörrach stürmte mit einer Pistole los und hatte 300 Schuss Munition dabei. Sie besaß noch all ihre Waffen, obwohl sie bereits 1996 aus dem Schützenverein ausgetreten war. Ist so etwas gang und gäbe in Deutschland?

Rainer Wendt:

Nein, ganz bestimmt nicht. Wie es in Baden-Württemberg dazu kommen konnte, müssen die Ermittlungen erst noch ergeben, denn nach geltendem Recht hätte die Frau ihre Waffen nicht mehr besitzen dürfen. In einigen anderen Bundesländern ist das Kontrollnetz aber offensichtlich viel dichter, als es in diesem Fall war.

2. Sollen Sportschützen ihre Waffen denn überhaupt zu Hause aufbewahren dürfen?

Wendt:

Ja, wir sind ausdrücklich dafür. Die Alternative wäre nämlich, dass die Sportwaffen in den Vereinshäusern unter Verschluss gehalten würden. Dann entstünden überall in Deutschland riesige Waffenlager, die keiner mehr kontrollieren oder gar sichern könnte. Ich nenne ein Beispiel: Allein in der Stadt Essen gibt es 15 000 Inhaber von Waffenbesitzkarten. Stellen Sie sich deren Waffen verteilt auf einige Vereinsheime vor. Diese gigantischen Waffenlager könnten realistisch betrachtet nicht gesichert werden.

3. Waffen müssen generell in speziell gesicherte Schränke. Wird diese Vorschrift bundesweit gut genug kontrolliert?

Wendt:

Polizei und Ordnungsämter geben sich viel Mühe. Doch das zur Verfügung stehende Personal reicht an vielen Orten nicht. Deshalb wird auch nicht flächendeckend kontrolliert. Nur wo genug Personal vorhanden ist, reichen die Kontrollen. So finden sie zum Beispiel in Dortmund alle drei Jahre statt. Aber in vielen anderen Städten sind die Kontrollen wesentlich lückenhafter.

4. Sollten Sportschützen denn gesetzlich gezwungen werden, nur mit Luftdruckwaffen zu schießen?

Wendt:

Diese Forderung folgt reflexartig immer nach solch schlimmen Ereignissen wie in Lörrach oder Winningen. Das aber macht wenig Sinn, denn dadurch würde man den Schießsport gleich abschaffen. Die Schützen sind auf andere Waffen als Luftdruckwaffen angewiesen. Das kann aber nicht das Ziel sein. Denn eines ist sicher: Die Masse der Sportschützen geht sehr verantwortungsbewusst mit ihrem Sportgerät um.

5. Was machen eigentlich Polizisten nach Dienstschluss mit ihren Waffen?

Wendt:

Regelmäßig schließen sie ihre Waffen in einen Tresor ein, und der steht in der Dienststelle.