Brisante Mail zu Millionenverlusten bei “Omega“-Transaktion war wochenlang unbeachtet geblieben

Hamburg/Kiel. HSH-Nordbank-Vorstandsmitglied Martin van Gemmeren hat Vorwürfe zurückgewiesen, er habe eine Warnung über drohende Millionenverluste unterdrückt. Vor dem Untersuchungsausschuss des Kieler Landtags nahm van Gemmeren Bezug auf eine Mail vom 14. Oktober 2008, in der ein Mitarbeiter der Londoner Filiale auf Risiken bei der umstrittenen "Omega 55"-Transaktion hingewiesen hatte. Es drohten Verluste von 260 bis 400 Millionen Euro, heißt es in der E-Mail, die dem Abendblatt vorliegt. "Was machen wir nun damit? Ich brauche Hilfe", schloss der Mitarbeiter. Doch dieser Hilferuf war wochenlang nicht weitergegeben worden. Er habe erst am 3. November davon erfahren, sagte van Gemmeren. Dann seien der heutige Bankchef Dirk Jens Nonnenmacher, damals Finanzvorstand, und tags darauf der seinerzeitige HSH-Chef Hans Berger unterrichtet worden. Da Berger kurz zuvor Quartalszahlen bekannt gegeben hatte, die diesen möglichen Verlust noch nicht beinhalteten, trat er zurück. "Omega 55" führte zu Wertberichtigungen von mehr als 500 Millionen Euro. Gut die Hälfte davon war Anfang 2010 durch den Verkauf der Papiere wieder ausgeglichen worden.

Ein HSH-Sprecher räumte ein, dass die Frage berechtigt sei, warum die Mail so lange unbeachtet blieb. Gleichzeitig verwies er auf das Gutachten der Anwaltskanzlei Freshfields, wonach Nonnenmacher im Zusammenhang mit "Omega" keine Pflichten verletzt habe. Inzwischen seien die Strukturen im Risikomanagement deutlich verbessert worden.