Hamburg. Der chinesische Schriftsteller Liao Yiwu, der Freitagabend im Rahmen des Harbour Front Literaturfestivals im Museum für Hamburgische Geschichte las und für diesen Auftritt überraschend aus China ausreisen durfte, ist bei seinem Hamburg-Besuch auch mit Kultursenator Reinhard Stuth zusammengetroffen. Bei einem Essen im Restaurant "Golden", zu dem neben Stuth unter anderem auch Prinzessin Ingeborg zu Schleswig-Holstein, Thalia-Intendant Joachim Lux, Literaturhausleiter Rainer Moritz, Publizist Hellmuth Karasek und Kampnagel-Festivalleiter Matthias von Hartz geladen waren, fand Stuth deutliche Worte: "Für uns ist es unvorstellbar, dass eine Reise Mut erfordern kann, weil man nicht weiß, was danach kommt. Ich will Ihnen sagen: Wann immer Sie meinen, dass ich, aber auch der Senat von Hamburg, für den ich stehe, Ihnen in irgendeiner Weise Unterstützung zukommen lassen kann, dann sage ich Ihnen dieses hier in Anwesenheit von 25 Zeugen zu." In Anspielung auf abwandernde Künstler ergänzte er: "Dass Sie nicht nur nach Berlin gekommen sind, sondern auch nach Hamburg, zeigt, was für ein starkes Urteilsvermögen Sie haben."

Liao Yiwu beschrieb den Veränderungsprozess in seiner Heimat als "äußerlich gewaltig schnelle Entwicklung", betonte aber, dass "sonst das Chinesische etwas Langsames ist. Der Prozess meiner Ausreise hat eben lange gedauert. Aber selbst, wenn er noch länger gedauert hätte - ich hätte nicht aufgegeben." Das Wochenende verbringt Liao noch in Hamburg.