Rotherbaum. In der Jüdischen Gemeinde regt sich heftiger Widerstand gegen den Kauf der Gründerzeit-Villa Rothenbaumchaussee 19 ("Ro 19") durch einen Unbekannten, der der Gemeinde nahesteht. In die Kritik ist auch der Vorsitzende Ruben Herzberg geraten, der den Kauf vermittelt hatte. In das Haus soll nach dem Konzept Herzbergs die Akademie der Weltreligionen der Universität und die Verwaltung der Jüdischen Gemeinde einziehen.

"Herr Herzberg handelt unjüdisch, unmoralisch und unmenschlich", empört sich Rabbi Shlomo Bistritzky, der das jüdische Bildungszentrum Chabad Lubawitsch an der Rentzelstraße leitet. Bistritzky selbst hatte mit der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) über einen Kauf der Villa verhandelt. "Chabad war so weit mit der GEW, dass deren Landesvorstand einem Verkauf zugestimmt hat", sagte Bistritzky. Es habe schon Gespräche mit Architekten über Umbauten gegeben.

Bistritzky wirft Herzberg vor, alles unternommen zu haben, um zu verhindern, dass Chabad Lubawitsch in die Villa einzieht. "Das gibt Ärger in der Gemeinde", sagt der Rabbi. Der Verkauf sei ein Alleingang des Vorsitzenden gewesen. Es gebe keinen Beschluss des Beirats der Jüdischen Gemeinde.

Der NS-Lehrerbund hatte das Haus 1935 von den jüdischen Besitzern für nur 40 000 Reichsmark erworben. Die GEW als Rechtsnachfolgerin bekam das Gebäude 1954 zugesprochen.