Heribert Bruchhagen (62), Ex-HSV-Manager, ist seit 2003 Vorstandschef von Eintracht Frankfurt.

Hamburger Abendblatt:

1. In der Bundesliga stehen Mainz 05 und Hannover oben, hoch gehandelte Klubs wie Schalke, Wolfsburg und Stuttgart haben noch null Punkte auf ihrem Konto. Spielt die Liga verrückt?

Heribert Bruchhagen:

Das ist nur eine Momentaufnahme. Beim Spiel der Schalker in Hoffenheim war in der zweiten Halbzeit bereits zu sehen, welche Qualität in dieser Mannschaft steckt. Am Ende einer Saison steht jeder Klub in der Tabelle dort, wo er hingehört, und zwar annähernd identisch zu der Rangliste der Lizenzspieler-Etats. Schalke und Wolfsburg werden es in den oberen Bereich schaffen, Stuttgart ins gehobene Mittelfeld.

2. Das beliebte Fußballersprichwort, dass Geld Tore schießt, stimmt also immer noch?

Bruchhagen:

Natürlich, ohne Wenn und Aber. Sie brauchen nur die sportliche Fünf-Jahres-Wertung in Relation zu den Ausgaben für Gehälter zu setzen und werden sofort einen direkten Zusammenhang erkennen. Ein Verein wie Schalke hat einfach viele Spieler, die sich noch eingruppieren müssen, Zeit zur Integration benötigen.

3. Zeigt sich aber nicht gerade am Beispiel Schalke, dass Spielereinkäufe kurz vor Ende der Transferperiode keinen Sinn machen?

Bruchhagen:

Sie können diese Aktivitäten nicht verhindern. Auf der einen Seite versucht ein Berater, für seinen Spieler auf dem Transfermarkt bis zum letzten Moment das Maximale herauszuholen. Die Vereine wiederum werden vom Umfeld getrieben, diesen Aktionismus mitzumachen. Wenn sie darauf verzichten, brechen alle üblichen Vorwürfe über sie herein, dass die Klubführung keine Visionen habe und die Entwicklung stagniere.

4. Wie viel Risiko muss ein Verein eingehen, um erfolgreich zu sein?

Bruchhagen:

Alle Vereine müssen vor Saisonstart ein Ziel formulieren, welches zu der jährlich ansteigenden Erwartungshaltung passen muss. Übersetzt heißt das: Sie müssen immer besser werden. Und genau dort beginnt die große Illusion, weil zwölf von 18 Klubs ihre Ziele am Ende nicht erreichen werden und können.

5. Ihr Klub Eintracht Frankfurt scheint aber nach Jahren der Konsolidierung in die gleiche Richtung zu marschieren.

Bruchhagen:

In gewisser Weise haben auch wir der allgemeinen Erwartungshaltung stattgegeben, dass wir uns nicht kaputtsparen sollen, sondern in den sportlichen Erfolg investieren müssen. Wir werden diese Saison nach jetzigem Stand mit drei Millionen Euro Verlust abschließen, den wir aber aus freien, liquiden Mitteln ausgleichen können, worauf ich auch in Zukunft größten Wert legen werde.