Die Kaffeerösterei Elbgold setzt auf hohe Qualität und Handarbeit. Heute eröffnen die beiden Gründer in der Schanze ihr zweites Café.

Hamburg. Auf einmal ist es laut. Richtig laut. Wenn die noch grünen Kaffeebohnen in den großen Röstkessel gesaugt werden, röhrt es in dem großen Raum mit den hohen Decken. Zwar nicht besonders lang, aber dafür mit einer durchaus beeindruckenden Intensität. Thomas Kliefoth, 38, steht neben der Anlage und ist zufrieden. Die silberglänzende Röstmaschine ist nagelneu, der Kaffee aus Costa Rica von hervorragender Qualität.

Es kann nicht mehr viel schiefgehen, wenn er gemeinsam mit seiner Geschäftspartnerin und Freundin Annika Taschinski, 38, heute die zweite Filiale von Elbgold eröffnet, einer Hamburger Kaffeerösterei , die die beiden vor sechs Jahren gegründet haben. Laden Nummer eins in Winterhude platzt längst aus allen Nähten. Der neue Raum neben dem S-Bahnhof Sternschanze ist deutlich größer - genauso wie das neue Equipment.

In einer großen Trommel werden die noch grünen Kaffeebohnen wie in einer überdimensionalen Waschmaschine geröstet. Je nach Art und Sorte dauert es bis zu 20 Minuten, bis die Bohnen ihre charakteristisch braune Farbe angenommen haben. "In jeder Bohne gibt es mehr als 600 Aromen", sagt Kliefoth. "Röstdauer und Hitzegrad müssen haargenau abgestimmt werden." Das Kaffeerösten, so viel ist sicher, betreibt das Paar mit wissenschaftlicher Akribie. Während es heute hoch professionelle Geräte gibt, musste früher die Bratpfanne herhalten.

Es war im Jahr 2004, als Taschinski und Kliefoth ihr Hobby zum Beruf gemacht haben. Kliefoth ist eigentlich Architekt, Taschinski war in der Öffentlichkeitsarbeit tätig - einen kaufmännischen oder gastronomischen Hintergrund haben sie beide nicht. Trotzdem wagten sie den Schritt in die Selbstständigkeit und ernteten umgehend Erfolg. Mit einfachem Filterkaffee, ausgefallenen Sorten, Cappuccino, Espresso oder Latte macchiato in Gourmetqualität.

"Genau das ist uns wichtig", sagt Taschinski, "wir wollen einfach einen unglaublich guten Kaffee machen." Und genau deshalb wird jede Bohne handgeröstet, sorgfältig ausgesucht und nur mit Milch von Bauern aus der Region verfeinert. Klasse statt Masse. Bei den Hamburger Kaffeetrinkern kam das ziemlich schnell gut an.

"Schon nach einer Woche war es so voll bei uns im Laden, dass wir erste Mitarbeiter einstellen mussten", erinnert sich Taschinski. Sogar auf dem Bürgersteig und in nahe gelegene Hauseingänge haben sich die Gäste gesetzt, um die hausgemachten Kaffeespezialitäten zu genießen. "Viele Leute kommen sogar aus den Randgebieten der Stadt, um sich hier ihren Cappuccino abzuholen." Heute hat Elbgold 40 Angestellte und sieben Tage in der Woche geöffnet. Das soll auch bei der neuen Filiale in der Schanze so sein.

Zum genauen Umsatz möchten Taschinski und Kliefoth zwar nichts sagen, klar aber ist: "Die Zahlen sind schwarz. Wir können gut davon leben." Nach oben ging es vor allem auch mit der Produktion. "Am Anfang haben wir noch fünf Tonnen Kaffee im Jahr geröstet, heute sind wir bei 25 Tonnen", sagt Kliefoth. "Mit der neuen Filiale steigern wir die Menge jetzt sogar auf einhundert Tonnen."

Ein Grund für den Boom: Kaffee ist längst nicht mehr der schnelle Wachmacher am Morgen, sondern Genussmittel und vor allem Lifestyle-Getränk. Auch die großen Ketten wie Starbucks oder Balzac haben unlängst von dieser Entwicklung profitiert. In Hamburg gibt es neben den beiden Großröstern Tchibo und Darboven rund 20 kleinere Kaffeeröstereien - das ist zwar deutlich weniger als in den 50er- und 60er-Jahren, als es noch Hunderte Miniröstereien im Stadtgebiet gab, aber auch deutlich mehr als noch vor zehn Jahren. "Die Leute achten wieder mehr auf Qualität", sagt Kliefoth.

Bei der Bohnenauswahl setzt Elbgold vor allem auf Direct Trade. Das heißt: Die Kaffeebohnen werden zu einem großen Teil direkt bei den Bauern aus Brasilien, Guatemala oder Mexiko eingekauft. Erst kürzlich sind Kliefoth und Taschinski deshalb nach Costa Rica gereist. "So können wir genau sehen, wie die Kaffeepflanzen angebaut werden. Und die Bauern bekommen faire Preise", erklärt Taschinski.

Den Löwenanteil des Umsatzes erzielt Elbgold heute mit dem Verkauf der gerösteten Kaffeebohnen vor allem an Großabnehmer. Aber auch der einzelne Kunde kann sich seine Bohnen abfüllen lassen. Die günstigen Sorten sind für 4,50 Euro pro 250 Gramm zu haben. Nach oben gibt es kaum Grenzen: Raritäten wie der Jamaika Blue Mountain kommen gut und gerne auf einen Preis von einhundert Euro pro Kilo.