Diese Kritik war zu erwarten: Kaum hatte Angela Merkel ihre Laudatio auf den dänischen Mohammed-Karikaturisten Kurt Westergaard beendet, gab es reflexartige Proteste von den Repräsentanten der deutschen Muslime. Die Kanzlerin gieße Öl ins Feuer, sie gebe der Islamfeindlichkeit im Lande neue Nahrung und solle mit dem Thema "sensibler" umgehen.

Dabei hatte die Kanzlerin eine ausgewogene Rede gehalten. Sie hatte nicht nur die Meinungs- und Pressefreiheit verteidigt, sondern auch gesagt, dass in Europa Freiheit und Religion ein hohes Gut seien. Dass sie ihre Rede auf dem Höhepunkt der Debatte um Thilo Sarrazins umstrittene Thesen zur Integrationsfähigkeit und Integrationswilligkeit der Muslime gehalten hat, mögen die muslimischen Verbände als Affront betrachten.

Genau das war es aber nicht. Deutschlands oberste Muslime wären gut beraten, sich solchen Akten der Verteidigung der Meinungsfreiheit anzuschließen. Und denen, die sie vertreten, klarzumachen, dass dies zu den unumstößlichen Grundrechten in Deutschland und Westeuropa gehört.