Bisher galt der Flughafen-Honig als Beweis für gute Luft. Laut Experten stimmt das nicht. Bienen filtern Schadstoffe in ihrem Körper.

Fuhlsbüttel. Sie galten als zuverlässige Zeugen dafür, dass der Hamburger Flughafen sauber arbeitet und die Luft rein ist: die etwa 150.000 Westlichen Honigbienen (Apis mellifera), die ausgerechnet auf dem 570 Hektar großen Gelände, auf dem jedes Jahr 170.000 große Brummer starten und landen, nachweislich hochwertigen Honig produzieren. Denn der goldgelbe Rohstoff, der zweimal im Jahr geerntet wird und in einem guten Flughafen-Jahrgang für 1200 Gläser reicht, wird regelmäßig von der unabhängigen Orga Lab GmbH im fränkischen Zirndorf auf Schwermetalle untersucht. Das Ergebnis: Ob Arsen, Blei, Zink - alle gemessenen Werte lagen jedes Mal weit unter der EU-Höchstgrenze.

"Unser Honig kann mit Landhonig konkurrieren", sagt Axel Schmidt, Leiter der Umweltabteilung am Airport. Elf Jahre lang wurde daraus medienwirksam eine Image-Kampagne abgeleitet: Sauberer Honig bedeutet saubere Luft. Ein "süßes Märchen", wie jetzt Recherchen für die NDR-Sendung NaturNah, die heute um 18.15 Uhr ausgestrahlt wird, nahelegen.

"Dieser Rückschluss auf die Luftqualität ist nicht zulässig", sagt Lebensmittelchemikerin Melanie Heinkelein von Intertek Food Services in Bremen, einem der weltweit führenden Honiglabore. "Die Biene sammelt Nektar von den Blüten und filtert ihn dann in ihrem Körper. Das heißt, sie selbst sortiert die Schadstoffe vorher aus." Um folglich ein vollständiges Bild der Umweltsituation zu erhalten, müssten auch Pollen und Wachs untersucht werden.

Beim Flughafen Hamburg, wo das "Bienen-Biomonitoring" seit 1991 läuft und fünf Bienen-Völker den Luftraum kontrollieren, empfindet man diese Erkenntnisse als "Anregung". "Wir nehmen diesen Hinweis auf und werden eben künftig auch Pollen und Wachs untersuchen", sagt Axel Schmidt, Leiter der Umweltabteilung. Im ersten Jahr sei das auch gemacht worden.

Die Fuhlsbütteler Luft sei aber dennoch in Ordnung, davon ist Schmidt überzeugt. "Das belegt nämlich nicht allein der Honig, sondern auch der Luftmess-Container der Umweltbehörde." Die Luft sei ähnlich rein wie in Stormarn oder Bad Segeberg. Insofern sei es nur "etwas zu kurz gegriffen" gewesen, als Zeugnis der städtischen Landluft allein den Flughafen-Honig anzuführen. "Der ist eben nur ein Faktor."

Rein könne die Luft tatsächlich sein, sagen Wissenschaftler. Denn die Rückstände von Kerosin, dem Brennstoff, der die Turbinen antreibt, fielen nicht senkrecht auf die Erde, sondern würden vom Winde verweht.