Die Zahl der Beschäftigten in der Metropolregion steigt doppelt so stark wie im Bundesschnitt - laut Studie vor allem im Umland der Hansestadt.

Hamburg. Sie sprechen vier oder fünf Sprachen fließend, haben an einer hoch angesehenen Universität studiert oder besitzen Spezialkenntnisse in einem gefragten Beruf - und damit sind sie in einer beneidenswerten Lage: "Je höher jemand qualifiziert ist, umso eher kann er auswählen, wo er arbeiten und leben möchte", sagt Jan Konerding, Vorstandsmitglied der Beratungs- und Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers (PwC), zu den Ergebnissen einer gemeinsam mit dem Hamburgischen WeltWirtschaftsInstitut (HWWI) erstellten Studie.

Zumindest im Standortwettbewerb innerhalb Deutschlands wird Hamburg wohl eindeutig zu den Gewinnern gehören: Bis zum Jahr 2020 wird die Zahl der Beschäftigten in der Metropolregion insgesamt um sieben bis acht Prozent zunehmen und damit doppelt so stark wie im Bundesschnitt, heißt es in der Studie. Untersucht wurde die Entwicklung der Erwerbstätigenzahl (nach Wohnsitz) in den 413 deutschen Kreisen und kreisfreien Städte. In 158 von ihnen schrumpft diese Zahl, vor allem in großen Teilen Ost- und Mitteldeutschlands.

"Hamburg steht in einer Reihe mit Städten wie Barcelona oder Sydney"

Dabei spiele neben dem Angebot an passenden Arbeitsplätzen die Attraktivität eines Standorts eine enorm große Rolle gerade für die Hochqualifizierten, erklärt Konerding. In dieser Hinsicht sei Hamburg in einer aussichtsreichen Position. Während sehr große Metropolen wie London oder Paris schon mit ihrer immer stärker ausgelasteten Verkehrsinfrastruktur zunehmend an Grenzen stießen, könne eine Anzahl von Ballungsräumen zweiter Größenordnung ein angemessenes Verhältnis zwischen Prosperität und Lebensqualität bieten. "Hamburg steht da in einer Reihe mit Städten wie Barcelona, Zürich oder auch Sydney", so Konerding. Dies werde sich auch nicht innerhalb weniger Jahre ändern: "Solche Trends sind sehr nachhaltig."

Die Attraktivität der Hansestadt beruhe nicht zuletzt auf "langfristigen, klugen Infrastrukturentscheidungen in den zurückliegenden 50 Jahren", findet der PwC-Manager. Als Beispiele nennt er die städtebauliche Anlage der Innenstadt sowie in jüngerer Zeit die Planungen zur HafenCity.

Das Umland verzeichnet höheres Wachstum als die Kernstädte

Tatsächlich waren die Städte Hamburg, München und Bremen im vergangenen Jahrzehnt für Akademiker innerhalb Deutschlands besonders beliebt. Diese drei Standorte verzeichneten zwischen den Jahren 2000 und 2007 das größte Plus an Einwohnern mit Studienabschluss, wie aus einer gestern veröffentlichten Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) in Nürnberg hervorgeht. Auch nach Berlin, Dresden und Düsseldorf zogen unter dem Strich mehr Akademiker als abwanderten. Aus Essen, Dortmund und Leipzig zogen dagegen unter dem Strich mehr Menschen für die Jobsuche weg, egal ob Akademiker oder nicht. Mit der Zuwanderung von qualifizierten Beschäftigten steigen laut IAB auch die wirtschaftlichen Perspektiven einer Stadt und der umliegenden Region. Zudem ergab die Studie, dass sich Beschäftigte immer häufiger im Umland von Großstädten ansiedeln. Nur in München sank die Zahl der Bewohner im Stadtkern zuletzt nicht.

Auch die Prognosezahlen von PwC und HWWI zeigen die hohe Attraktivität der umliegenden Region: Während die Zahl der Erwerbstätigen mit Wohnsitz in Hamburg demnach bis 2020 um 4,8 Prozent zunimmt, werden für die Landkreise Harburg, Stormarn und Stade zweistellige Wachstumsraten erwartet. Dies hat zwei Gründe: Wegen der zunehmenden Verdichtung in der Stadt und dort steigender Immobilienpreise ziehen zahlreiche junge Familien ins Umland, aber auch Firmen siedeln sich dort angesichts niedrigerer Gewerbesteuersätze an. "Hamburg profitiert aber auch davon, wenn die umliegenden Landkreise wachsen", sagt Konerding.

Investitionen in die Bildung sind besonders wichtig für den Standort

Zwar haben der Hafen und der damit verbundene Logistiksektor eine überragende Bedeutung für die Wirtschaft der Hansestadt. "Hamburg darf aber nicht nur auf ein Pferd setzen, sondern muss auch für Dienstleister anderer Branchen interessant sein", warnt Konerding. Er denkt dabei vor allem an hoch qualifizierte Arbeitsplätze etwa für Berater. Wolle man solche Jobs anziehen, komme es entscheidend auf Investitionen in die Bildungsinfrastruktur an: "Hamburg sollte anstreben, eine der attraktivsten Hochschulstädte in Deutschland zu sein - und da ist noch einiges zu tun."

Die besondere Betonung der Dienstleistungsjobs kommt nicht von ungefähr: Der Studie von PwC und HWWI zufolge nimmt die reale Bruttowertschöpfung im Wirtschaftssektor "Finanzierung, Vermietung und Unternehmensdienstleistung" in den nächsten zehn Jahren um 24 Prozent zu, im verarbeitenden Gewerbe aber nur um zwei Prozent.

Von der wirtschaftlichen Stärke der Niederlande profitieren die grenznahen Kreise in Deutschland.

In Ballungsräumen wie Köln, Frankfurt und München wachsen Unternehmen besonders stark und stellen Personal ein.

Vor allem in vielen ostdeutschen Kreisen sinkt die Beschäftigung wegen der geringen Attraktivität für Unternehmen.