Ein Kommentar von Kai Schiller

In Köln sind neben dem Dom nur drei Dinge heilig: der Karneval, das Kölsch sowie Nationalspieler und Fanliebling Prinz Poldi. Und wenn in einer Stadt wie Köln eines dieser drei Dinge infrage gestellt wird, ist die Aufregung natürlich groß. Noch bevor das Länderspiel gegen Belgien am vergangenen Freitag abgepfiffen war, orakelten erste Boulevardzeitungen bereits, ob Lukas Podolski nach seiner eher durchwachsenen Leistung in Brüssel ausgerechnet in Köln aus der Stammelf fliegt. Spätestens seit gestern steht fest: Er fliegt nicht.

Podolski wird gegen Aserbaidschan spielen, genauso wie Miroslav Klose trotz teilweise beißender Kritik der Medien bei der WM spielen durfte. Und der Grund dafür ist genauso simpel wie einleuchtend: Joachim Löw vergisst nicht. Wer sich bei Löw über die Jahre einen gewissen Status erarbeitet hat, den lässt der Bundestrainer nicht so schnell fallen. Bei Klose, der trotz einer sehr mageren Saison in München bei der WM brillierte, ging die löwsche Rechnung genauso auf wie in den vergangenen Jahren bei Podolski: 40 Tore in 80 Länderspielen sprechen für sich. Und selbst Kapitän Michael Ballack, der medial bereits zum Rücktritt gedrängt wurde, darf weiterhin mit einer offenen Tür beim DFB rechnen - nur durchgehen muss er selbst.

Denn Löw betont immer wieder, dass neben dem Bonussystem bei ihm noch ein zweites Prinzip zählt: das Leistungsprinzip. 40 Debütanten in vier Jahren unter Löw sind Beweis genug. Und zwei Halbfinalteilnahmen bei EM und WM lassen nur einen Schluss zu: Das prinzipientreue System Löw funktioniert.