Andere werden Kaiser oder schaffen ein Sommermärchen. Hans-Hubert Vogts bleibt immer der Berti.

Wenigen ist es vergönnt, ihr persönliches Dilemma in nur einem Satz auszudrücken. Berti Vogts ist dies gelungen. "Selbst wenn ich übers Wasser laufen könnte", hat er einmal gesagt, "würden meine Kritiker sagen, schwimmen kann er also auch nicht."

Der Mann, das steht fest, hat ein Imageproblem. Auch als Weltreisender in Sachen Fußball - nach Kuwait, Schottland, Nigeria trainiert er den heutigen deutschen Gegner Aserbaidschan - bleibt das Etikett des kleingeistigen Provinziellen an ihm haften.

Aus Franz Beckenbauer wurde Kaiser Franz, aus Günter Netzer ein gefeierter Grimme-Preisträger. Nur Hans-Hubert Vogts, 63, blieb immer der Berti. Seine rhetorischen Fehlpässe - etwa "Die Siegermentalität wollen wir auch mental rüberbringen" - füllen ganze virtuelle Räume im World Wide Web.

Es zeigt, wie ungerecht der Fußball zuweilen sein kann. Vogts, der als Zwölfjähriger beide Eltern verlor, in Kneipen Kegel aufstellen musste, hat doch den Marsch durch die Fußball-Institutionen geschafft. Weltmeister als Spieler, Europameister als Trainer. Privat kann er stundenlang von seinen Reisen erzählen, über Begegnungen mit Grizzlys in Kanada oder Schildkröten auf den Galapagosinseln.

Nur: Bei sich selbst ist er nie angekommen. Er fühlt sich unverstanden. In Leverkusen etwa setzte er als erster Trainer auf eine Legion von Spezialisten - und erntete Spott. Jürgen Klinsmann wurde wenig später mit diesem Jobsharing-Modell als Macher des Sommermärchens gefeiert. Hämische Kommentare und böses Liedgut - etwa der "Börti, Börti Vogts"-Song von Stefan Raab - haben ihn tief verletzt. "Am Jahresende", hat er einmal gesagt, "streiche ich immer bestimmte Menschen aus meinem Adressbuch." Stets sucht der Unvollendete die Anerkennung. Er wird sie nicht mehr finden. Selbst wenn ihm heute Abend die ganz große Sensation gelingen sollte.