Eine Glosse von Tino Lange

Wer denkt, dass das Thema Blutsauger 113 Jahre nach Bram Stokers Roman "Dracula" langsam abgefrühstückt worden ist, der irrt: "Geliebte des Schattens", "Samtschwarze Nacht", "Verliebt, verlobt, verbissen", "Küss mich, Werwolf", "Ein Biss mit Folgen" und "Der Gefährte der Wölfin" sind alleine die kommenden Veröffentlichungen des Blanvalet Verlages.

Und die Münchner sind nicht alleine auf der Suche nach einem Tropfen Romantik-Blut aus der Kitschsuppe von Stephenie Meyer, die auch vor einigen Wochen ihren fünften Vampirroman in fünf Jahren herausgehauen hat - "Bis(s) zum ersten Sonnenstrahl".

In den Jahren vor dem Boom der Blutsauger-Romanzen wurde (und wird) der Buchmarkt mit historisierenden Schwarten überschwemmt. Kein Feldherr, kein Ritterorden (Ausnahme: Lazarus-Ritter, wer übernimmt?), kein Papst und keine Päpstin, die nicht romantisiert wurden. Denn Liebe darf nicht vergessen werden, wenn Richard Löwenherz zur Schlacht von Arsuf reitet, Wilhelm der Eroberer den Kanal überquert oder der letzte Kaiser aus Rom flieht.

Jetzt sind eben - da hilft kein Knoblauch, kein Kruzifix und kein Maulkorb - Vampire, Werwölfe und andere Gestaltwandler dran. Ausgequetscht bis zum letzten Tropfen. Sogar Angela Sommer-Bodenburgs Kinderklassiker "Der kleine Vampir" (1979) hält sich verbissen in der Amazon-Bestsellerliste. Auf Platz 18 493.