Wie Interessierte und Neue die Partei sehen. Ein Ortstermin

Altstadt. Zum Schluss sind es knapp 20 Interessierte, die zum InfoAbend in die Landesgeschäftsstelle der GAL gekommen sind. "Mehr als erwartet", sagt Parteichefin Katharina Fegebank und schaut sich demonstrativ gut gelaunt in dem schmucklosen Raum um. "Ich kann mir vorstellen, dass nach den vergangenen Tagen so manchem nicht nach grüner Politik ist." Und natürlich kamen dann auch schon während der Vorstellungsrunde ("Wir duzen uns hier alle") die ersten kritischen Fragen. "Ich bin seit 22 Jahren Grünen-Wähler und frage mich, ob ich es auch bleiben soll?", sagt Matthias Schlüter, 46, aus Altengamme. Ein anderer formuliert es so: "Ich bin hier, weil ich die turbulenten Ereignisse verstehen will."

Es sind Einzelstimmen. Erst mal übernimmt Landeschefin Fegebank das Wort. Und kann Überraschendes berichten: Die Hamburger GAL, traditionell mit knapp 1500 Mitgliedern ein kleiner Landesverband, verzeichne in den vergangenen Monaten den größten Mitgliederzuwachs aller Bundesländer. "Nach dem verlorenen Volksentscheid und dem Bürgermeister-Rücktritt laufen uns die Leute die Bude ein", sagt sie. "Wir haben ein Plus von zwölf Prozent."

Einer von denen, die ganz neu dabei sind, ist Florian Mierau, 31, Erzieher aus Altona. Er sei grüner Stammwähler, habe schon länger mit dem Gedanken gespielt, auch Mitglied zu werden und sich aktiv einzubringen. "Die aktuelle Politik hat dabei keine Rolle gespielt", sagt er.

Trotzdem kommt die Landeschefin, die verstärkt durch ein knappes Dutzend Aktive die abendliche Runde bestreitet, um eine Diskussion über die schwarz-grüne Koalition nicht herum. "Wir Grünen stehen dafür, große Themen weiterzudenken", sagt sie mit Verweis auf die Schulreform. "Und es wird nicht das letzte Mal sein, dass wir damit scheitern." So sei zum Beispiel die Citymaut, die die Grünen wollen, in der Wirtschaft sehr umstritten. "Da gibt es natürlich jetzt eine Debatte, ob es richtig ist, weiter auf die großen Themen zu setzen und möglicherweise an der Mehrheitsfähigkeit in der Gesellschaft zu scheitern, oder lieber andere, kleinere Projekte umzusetzen.", bekennt die Landeschefin.

Widerspruch kommt keiner. Fegebank hat die Klippe erst mal umschifft. "Es ist in der Regierung natürlich immer ein Problem zwischen Anspruch und Wirklichkeit", sagt eine Kostümbildnerin aus der Schanze. Sie jedenfalls überlege nach langem Interesse, jetzt ernsthaft in die GAL einzutreten. Kritiker Schlüter dagegen ist nicht überzeugt. "Das hat schon wehgetan, dass ihr alle eure Kärtchen hochhaltet und für Ahlhaus stimmt", sagt er. Und dass er sich nicht mehr vertreten fühlt. Er bleibt eine Einzelstimme.