Neustadt. Die Wundmale übersäten den ganzen, kleinen Körper. Die Rechtsmediziner zählten 15 blaue Flecken. Doch wer hatte den zweijährigen Jungen so übel zugerichtet?

Auf hohen Absätzen stöckelt seine Mutter in den Gerichtssaal. Seit gestern muss sich Sandra P., 22, vor dem Amtsgericht verantworten. Der Vorwurf: Misshandlung eines Schutzbefohlenen durch Unterlassen. Mit anderen Worten: Sie hat nicht genug getan, ihren Sohn vor Verletzungen zu schützen.

"Ich habe ihm nie Gewalt zugefügt und habe so etwas auch nie beobachtet", sagt indes die Angeklagte. Bei den ersten Hämatomen auf der Stirn habe sie sich noch nichts gedacht - der leibliche Vater schon. Marco B., 22, brachte den Jungen am 10. Februar 2009 ins Krankenhaus. Wenige Tage danach war der Junge - zum Ärger von Marco B.- wieder bei der Mutter. Am Wochenende darauf habe sie etliche blaue Flecken am Körper ihres Sohnes entdeckt und die Verletzungen in der Rechtsmedizin erfassen lassen, sagt die Mechatronikerin. Da hatte bereits der Kindergarten das Jugendamt alarmiert. Folge: Sandra P. verlor das Sorgerecht, der Junge lebt seitdem beim Vater.

Die Schuld für die Übergriffe sieht die Angeklagte bei ihrem damaligen Freund Benjamin B. Er habe das Kind häufig allein beaufsichtigt und ihren Sohn vom Kindergarten abgeholt. "Es kann nur er gewesen sein", sagt sie. Sie habe sich getrennt, ihn jedoch nicht angezeigt - aus Angst. "Ich hörte, dass er etwas mit den Hells Angels zu tun hat." Benjamin B. - vorbestraft, zuletzt wegen Menschenhandels angezeigt - bestreitet den Vorwurf: Er sei nie mit dem Jungen allein gewesen. Dessen Vater erinnert sich, dass der Kleine im fraglichen Zeitraum sagte: "Benjamin haut und ist böse." Inzwischen ginge es seinem Jungen besser. "Er ist fröhlich, hat einen Riesensprung gemacht."