Ein Kommentar von Peter Wenig

Während der WM in Südafrika wirkte das Quartier der deutschen Nationalmannschaft wie ein Hort der großen Harmonie. Mit Ausnahme des Konflikts zwischen Michael Ballack und Philipp Lahm um die Kapitänsbinde gab es keinerlei Zwist.

In der Heimat kommt es dagegen gerade zu einem echten Machtkampf. Bundestrainer Joachim Löw und Sportdirektor Matthias Sammer streiten um die U 21. Zwar hat Sammer formal die organisatorische Zuständigkeit für das Nachwuchsteam, muss aber jetzt hinnehmen, dass der von ihm ungeliebte Rainer Adrion trotz verpasster Qualifikation für die Europameisterschaft und die Olympischen Spiele Trainer bleibt. DFB-Chef Theo Zwanziger musste die Kontrahenten öffentlich auffordern, sich endlich auszusprechen.

Löw und Sammer sind seit Jahren in herzlicher Abneigung verbunden. Gemeinsam mit seinem Vorgänger Jürgen Klinsmann hatte sich Löw gegen eine Berufung Sammers zum DFB-Sportdirektor ausgesprochen. Vergebens - Sammer bekam den Job.

Nun ist ein Konflikt zwischen zwei ausgeprägten Führungspersönlichkeiten zunächst kein wirkliches Problem - im Gegenteil, Reibung kann Energie erzeugen. Doch in diesem Fall gefährdet der Machtkampf den Fußball-Aufschwung. Basis des großartigen Auftretens des deutschen Teams in Südafrika war die exzellente Nachwuchsförderung des DFB. Profis wie Mesut Özil, Sami Khedira, Jerome Boateng oder Manuel Neuer reiften bei den Junioren-Teams zu Protagonisten der jungen deutschen Welle. Es wäre unverantwortlich, wenn Kompetenzgerangel und Eifersüchteleien diesen Weg zerstören.