Hamburg. Es war eine Stimmung wie bei einer großen Familienfeier: Bürgermeister Ole von Beust hat sich in einer sehr persönlichen Rede am Sonnabend auf dem CDU-Parteitag aus der aktiven Politik verabschiedet. Ende und Anfang zugleich: Die 240 Delegierten nominierten Innensenator Christoph Ahlhaus einstimmig zum Bürgermeisterkandidaten. Stehend applaudierten sie minutenlang ihrem neuen und ihrem alten Hoffnungsträger.

Ahlhaus kündigte in seiner Nominierungsrede an, die CDU werde in dem Bündnis "ihr unverwechselbares Profil" zeigen. "Das ist aber kein Widerspruch zu einer guten Zusammenarbeit mit dem Koalitionspartner", betonte Ahlhaus. Auch wenn man nicht immer einer Meinung sei, begegne man sich "auf Augenhöhe". Es gebe jedoch keine "unüberbrückbaren Differenzen".

Seine in der GAL umstrittenen Personalentscheidungen - vor allem die Nominierung des Ex-Staatsrats Reinhard Stuth (CDU) zum neuen Kultursenator - erwähnte Ahlhaus mit keinem Wort. Mit Blick auf die Bürgerschaftswahl 2012 sagte der Bürgermeisterkandidat: "Jetzt beginnt die Aufholjagd. Liebe Freunde der Opposition, freut euch nicht zu früh!"

Emotional gehörte der Morgen im Congress Center jedoch dem scheidenden Bürgermeister Ole von Beust. In einer die 240 Delegierten berührenden Rede nahm der 55 Jahre alte Christdemokrat nach 32 Jahren Abschied von der aktiven Politik. "Die CDU bleibt meine politische Heimat", sagte von Beust. Die Partei sei über Jahrzehnte mehr als das gewesen. "Sie war der Mittelpunkt meines beruflichen und persönlichen Lebens." Von Beust verteidigte seine Entscheidung, nach fast neun Jahren im Amt zurückzutreten. Er erinnerte daran, dass er viermal Spitzenkandidat bei Bürgerschaftswahlen gewesen sei: "Das ist jedes Mal eine große nervliche Belastung."

Von Beust schloss seine Rede mit einem sehr emotionalen Bekenntnis der "Liebe" zu Hamburg. "Diese Stadt tickt anders als alle anderen Städte der Welt", so von Beust. Die Hamburger zeichneten "tiefe Heimatliebe und eine tiefe Sehnsucht nach draußen in die Welt" aus. Mit den Worten "Es waren große, schöne und bewegende Jahre. Halten wir uns gegenseitig die Treue" verließ von Beust die politische Bühne. Mit minutenlangem, rhythmischen Applaus im Stehen dankten die Delegierten dem Mann, mit dem sie 2004 die absolute Mehrheit errungen hatten.

Es war der Tag der demonstrativen Geschlossenheit. Partei- und Fraktionschef Frank Schira, der zunächst eigene Bürgermeister-Ambitionen gehabt hatte, bekräftigte seine enge Zusammenarbeit mit Ahlhaus. "Christoph Ahlhaus ist der richtige Mann. Er wird ein guter Bürgermeister", sagte Schira. Ahlhaus sprach von einer "schlagkräftigen Doppelspitze". Bei so viel gezeigter Harmonie blieb die Diskussion auf der Strecke. Eine Aussprache zur Nominierung von Ahlhaus gab es nicht. Nach gut 90 Minuten war der Parteitag beendet.