Drei harte Monate lang haben der US-Sondergesandte George Mitchell und US-Außenministerin Hillary Clinton im Nahen Osten die undankbare Rolle der steten Tropfen gespielt. Mit der Einigung auf die ersten direkten Gespräche zwischen Israelis und Palästinensern hat US-Präsident Barack Obama einen dringend benötigten politischen Erfolg eingefahren. Benjamin Netanjahu sagte zu, weil er erkannt haben muss, dass seine Politik Israel international isoliert. Und Mahmud Abbas, Präsident der Verzweifelten, bedrängt von den Israelis, zur Hälfte entmachtet von der Hamas, hatte kaum eine andere Wahl. Zudem drängt die Zeit - das israelische Siedlungsmoratorium läuft Ende September aus. Eine Fortsetzung des Siedlungsbaus jedoch könnte eine vierte Intifada auslösen.

Nun sollen also jene drei Kernprobleme auf den Tisch, die bislang stets ausgespart wurden: die Grenzen eines Palästinenserstaates, die Zukunft Jerusalems und die Flüchtlingsfrage. Gezwungen zum Dialog, gehen beide Seiten mit größtem Misstrauen in die Gespräche - die zudem auf ein Jahr begrenzt sind, weil Abbas fruchtlose Dauerverhandlungen fürchtete. Die Erfolgschancen der Gespräche sind unkalkulierbar; die Positionen sind Lichtjahre voneinander entfernt. Zudem kann viel passieren. So ist von der Hamas in den Verlautbarungen keine Rede. Und ein Nahost-Frieden ist ganz und gar nicht im Interesse der Radikalislamisten.