Martin Kind, 66, Unternehmer und Präsident des Sportvereins Hannover 96.

Hamburger Abendblatt:

1. Herr Kind, würden Sie Investoren an möglichen Transfererlösen von Spielern Ihres Klubs Hannover 96 beteiligen, wie es der HSV praktiziert?

Martin Kind:

Nein, das würde ich nicht. Ich vertrete eine andere Philosophie, wonach das Eigenkapital zum Beispiel der KG eines Klubs angemessen erhöht werden sollte, um beispielsweise Spieler zu verpflichten, sämtliche Rechte aber weiter uneingeschränkt bei dieser Gesellschaft liegen.

2. Spielen Sie auf das Risiko an, dass ein Spieler-Investor direkt Einfluss auf den möglichen Wiederverkauf eines Profis nehmen könnte?

Um das klarzustellen: Der Weg des HSV ist vertretbar. Allerdings dürfte doch jeder Investor ein berechtigtes Interesse daran haben, dass sein Geld nicht komplett vernichtet, sondern stattdessen ein Spieler wirtschaftlich erfolgreich weitervermarktet wird. Wenn er diesen Wunsch nicht öffentlich äußert, wird er dies zu gegebener Zeit sicher intern tun.

3. Droht mit diesem Modell, in dem die Spieler nicht mehr ihren Klubs gehören, eine schleichende Entfremdung der Fans?

Gerade in Südamerika sind Modelle ja sehr ausgeprägt, bei denen die Transferrechte bei Dritten, zum Teil auch mehreren Investoren, liegen, was ich für problematisch halte. Der Fall beim HSV muss aber differenzierter betrachtet werden, schließlich ist mit Herrn Kühne nicht ein reiner Finanzinvestor aktiv, sondern ein Geldgeber aus Hamburg, der eine Verbindung zum HSV und zur Stadt hat. Insofern würde ich diese Geschäftsbeziehung weitaus moderater einordnen.

4. Bei der gestrigen Versammlung der Deutschen Fußball-Liga wurde bekannt, dass sich die Vermögenslage der Bundesligaklubs deutlich verschlechtert hat. Drohen in Zukunft also noch mehr Investorenmodelle?

Ich würde eine andere Prognose abgeben: Hätte man bei der Lizenzierung der Klubs wie bisher weiter nur die Liquiditätslage geprüft, wären jedenfalls sicher längerfristig Insolvenzen die Folge gewesen. Deshalb hat man jetzt die Lizenzvergabe modifiziert und misst der Eigenkapital-Seite deutlich mehr Bedeutung zu, indem die Vereine verpflichtet werden, ihre Verbindlichkeiten zu verringern.

5. Wolfsburg und Leverkusen haben mit VW und Bayer zwei potente Unternehmen im Rücken, die bei Bedarf Geld zuschießen können. Bleibt da nicht die Gerechtigkeit auf der Strecke?

Ich halte nichts davon, hier regulativ einzugreifen. Ich bin ein Fan dieser Konstruktionen. Für mich ist es völlig legitim, wenn VW sagt: Wir sind ein internationales Unternehmen und haben das strategische Ziel, dass der VfL Wolfsburg auch in einem internationalen Wettbewerb vertreten ist.