Neustadt. Sein Auftritt vor dem Landgericht ging ohne Zwischenfälle und markige Posen über die Bühne. Im Gegenteil: In seinem fliederfarbenen Shirt mit dem dominanten Poloreiter vorne drauf erinnerte der Hamburger Deutsch-Türke Hulisi B. alias HuliBabo eher an einen Vorzeige-Bürgerlichen, denn einen Rap-Rebell.

Laut Anklage soll der 25-Jährige viermal jeweils rund 2,5 Kilogramm Marihuana und Anfang November 2009 ein Kilogramm Kokain "höchsten Reinheitsgrades" an einen Abnehmer in Kiel verkauft haben. Zum Treffpunkt in einer Wohnung in Kiel ließ er sich von Milad N., 24, im schicken Audi Q 7 chauffieren. Gleichzeitig transportierte Marco W., 27, das Kokain zum "Kunden". Die beiden sind der Beihilfe angeklagt. 45 000 Euro sollte der Stoff laut Anklage kosten, 3500 Euro soll Hulisi B. als Anzahlung erhalten haben. Seit Mitte Februar befindet sich der Rapper in Untersuchungshaft.

Hulisi B. hat sich im Internet als Matador der Hamburger Hip-Hop-Szene einen Namen gemacht. Mit zehn anderen Musikern gründete er 2008 die Hip-Hop-Gruppe "Harte Währung". Attitüde und Duktus wiesen ihn als Vertreter einer härteren Gangart aus. "Straße, Hass, Zorn, Familie" inspiriere ihn zu seinen Reimen, erklärte er in einem Interview. Im Song "Mein Mentor ist die Straße" drückte sich das so aus: "Aufpassen, ich hatte immer eine Knarre dabei, wollte alles ausschalten."

Geradezu gelöst wirkte Hulisi B. indes gestern. Er strahlte und winkte seinen Freunden im Gerichtssaal zu. Für Sommer 2010 hatte der 25-Jährige ein Album angekündigt, doch liegt das Projekt wegen des Verfahrens auf Eis. Hulisi B., der bislang nur als Jugendlicher mit dem Gesetz kollidiert war, droht eine Freiheitsstrafe von mindestens einem Jahr. Was sogar karrierefördernd sein kann: In der Gangsta-Rap-Szene gilt eine Verurteilung wegen eines Drogendelikts nicht zwingend als Makel, sondern eher als Nachweis von Glaubwürdigkeit. Der Prozess wird fortgesetzt.