Abendblatt-Redakteur Alexander Laux ist ein bekennender Wassermuffel. Der Journalist begab sich an Bord der „Celibrity Eclipse“.

Hamburg. Wer wie der Autor dieser Zeilen Backbord für das Hinterteil eines Bootes hält und es mühelos schafft, während eines Florida-Urlaubs nur bis zum Knöchel im Meer zu versinken, würde nie sein Urlaubsgeld in einem Schiff versenken. Der Taxifahrer muss ein Artverwandter gewesen sein, weil er auf der Fahrt zum Cruise Center anmerkte: "Nur mit einem Cocktail im Whirlpool liegen, überall Menschen um sich herum? Nervig und langweilig."

+++ Schiffspositionen im Hamburger Hafen und auf der Elbe +++

Zu spät. Um das Rätsel zu entschlüsseln, warum sich immer mehr Menschen für Kreuzfahrten entscheiden, schien das Angebot reizvoll, mit der neuen "Celebrity Eclipse" auf eine 280 Seemeilen kurze Jungfernfahrt zu gehen: Einmal vom Hamburger Hafen in die Nordsee und zurück in 33 Stunden mit einem in der Meyer Werft gefertigten Dampfer, der mit imposanten Zahlen aufwarten kann: 315 Meter Länge, 1425 Kabinen für 2850 Gäste, 1200 Angestellte. Sind da Staumeldungen über die 300 Schritte lange Joggingstrecke auf Deck 14 nicht zwangsläufig?

Nachdem sich das Ungetüm am Freitag um 22.30 Uhr tatsächlich in Bewegung gesetzt hatte, machte sich schnell das wohlige Gefühl breit, wieder auf der Rücksitzbank Platz genommen zu haben, während Papi am Steuer eines Luxusmobils mit allen modernen Extras sitzt und wohin auch immer fährt, diesmal aber als VIP-Gast. Entschleunigen in der Bewegung, ist das das Geheimnis?

Oder vielleicht die Tatsache, dass die qualvolle Jagd nach dem (natürlich nur Insidern bekannten) Restaurant in dem kleinen toskanischen Ort entfällt und man sich einfach mit 1000 Menschen gleichzeitig zu Tisch begibt? Wenn die Wahrheit nur so einfach wäre. Stattdessen haben die Betreiber einige listige Fallen aufgestellt, bevor Urlaubsstimmung - so wie beim Trommeln auf Ibiza - aufkommen kann.

Neben dem Vollpension-Restaurant locken aufwendig gestaltete Spezialitäten-Lokale gegen einen Aufschlag damit, sich noch wichtiger fühlen zu dürfen als die gemeine Masse. Nicht einfacher wird es beim Absacker: dem Barkeeper in der Martini-Bar beim Jonglieren von Flaschen und Cocktailbehältern zuschauen oder sich an der Molecular-Bar einen Drink mit Stickstoff kredenzen lassen? Urlaub kann echt grausam sein. Immerhin stören ganz sicher keine Kinder beim Planen - die sind selbst zu sehr beschäftigt, sei es in der Raumschiff-Enterprise-ähnlichen Disco oder beim Videospiel. Da gehört dann auch der Luftkrieg von 1940 über London zum Angebot.

Als die "Celebrity Eclipse" am Sonntag um 7 Uhr wieder anlegt, ist klar: Buchen Sie auf diesem außergewöhnlichen Schiff keine Reise unter vier bis sechs Monaten, und verzichten Sie unter allen Umständen auf Landgänge. Wie wollen Sie sonst in Ruhe alle Tanz- und Sprachkurse und Wellnessprogramme belegen, Live-Jazz und Streicherquartett erleben, auf dem 2000 Quadratmeter großen Naturrasen auf dem Oberdeck spielen, jeden der 200 Automaten im Kasino kennenlernen, ihren neuen Computer im Apple-Shop und das Gemälde in der Galerie aussuchen, die Broadway-Shows am Abend genießen und alle bootgemachten Eis- und Crêpe-Sorten probieren oder Glasbläserkunst bestaunen? Eben. Das Investment muss ja abgearbeitet werden. Okay, vielleicht haben Sie dann am Ende nicht das Gefühl, auf dem Meer gewesen zu sein. Aber das sollte es Ihnen wert sein. Einfach mal nichts tun, das können Sie auch ein anderes Mal. Vielleicht treffen wir uns ja.