Ein Kommentar von Christian-A. Thiel.

"When the flag drops, the bullshit stops", sagt eine englische Motorsport-Weisheit. Übertragen auf den Fußball bedeutet das: Wenn der Schiedsrichter anpfeift und mit dem DFB-Pokal endlich die Saison beginnt, ist das ganze Hintergrundrauschen um neue Trainer, Spieler und Ablösesummen zu Ende. Entscheidend ist aufm Platz.

Zehn Testspiele für den HSV, gar zwölf für den FC St. Pauli, Verletzungen und Wunderheilungen, die K- und die T-Frage - diese Ersatzdrogen halfen über die gefühlt vierteljährige Sommerpause. Bis hin zu einem Abschiedsspiel für Franz Beckenbauer, 33 Jahre nach seinem Ausstieg beim FC Bayern. Dabei ist das WM-Finale in Südafrika erst fünf Wochen her!

Jetzt schlägt die Stunde der Amateure. Der SC Pfullendorf, Torgelower SV Greif und SV Germania Windeck sind wenigstens für ein Wochenende wichtiger als jeder Ligapokal. Der HSV kennt den Pokal-Blues, wenn vermeintliche Fußball-Zwerge zu Riesen werden, zur Genüge: unter anderem 1974 beim VfB Eppingen, 1984 beim SC Geislingen oder 2004 - mit freundlicher Unterstützung von Robert Hoyzer - beim SC Paderborn. Sogar der FC Bayern hat das Pokal-Trauma durchlitten: 1990 gegen den FV Weinheim, 1994 gegen den TSV Vestenbergsgreuth. Allein die Möglichkeit, dass Unmögliches wahr wird, erhebt die erste Pokalrunde über ein scheinbar langweiliges Pflichtgeplänkel.

Noch eine Woche bis zum Bundesligastart. Und 132 Tage bis Weihnachten!