Ach, wie bald schwindet Schönheit und Gestalt. Der Dichterspruch bringt ins Wort, was alle Menschen erleben: Schönheit ist vergänglich. Wir können tun, was wir wollen, alles Geld der Welt ausgeben und eine ganze Industrie beschäftigen: Schönheit lässt sich nicht festhalten. Christen setzen gegen diese Erfahrung ein anderes Bild. Schönheit bleibt, weil Gottes Licht auf den Menschen fällt. Sie strahlt auf in Jesus Christus, den Sieger über Sünde und Tod. So hat sie ihren Widerschein in all seinen Brüdern und Schwestern.

Ein Mensch steht exemplarisch für Schönheit, die bleibt: Maria, die Gottesmutter. Seit den Zeiten der Bibel wird sie besungen. "Siehe, von nun an werden mich seligpreisen, alle Generationen der Menschen", ruft sie selber aus. Immer war es das Volk, nicht die Großen und Gelehrten, sondern die einfachen Menschen, die haben Maria hochgehalten: die junge Frau, die sich nicht über einen Mann definieren muss; die Mutter der Schmerzen; die für immer im Himmel Vollendete - zum Trost, zur Hoffnung der Christenheit.

Das Fest der Aufnahme Mariens in den Himmel wurde schon um das Jahr 600 auf den 15. August gelegt. Mauritius, der Kaiser von Konstantinopel, hat es für die christliche Welt angeordnet, lange bevor Hamburg gegründet wurde. Maria steht für die Schönheit, die nicht untergeht. Die Schwester und die Mutter all der Niedrigen und Gebrochenen, der Aufgeriebenen, der zum Vergessen Verurteilten, der Menschen, denen jede äußere Schönheit genommen wird.

Kein Bild prägt die christliche Geschichte so sehr, wie das von der schönen Gottesmutter, es ist immer auch ein Ebenbild für eine Kirche, die von Männern bestimmt wird, die ihr Amt für das Wichtigste halten wollen.

Als Feiertag ist der 15. August im Norden weithin verloren gegangen. Der Streit der Klugen und Weisen in den Konfessionen hat ihn zerredet. Ich meine: Diesen Tag als Ehrentag der schönsten aller Frauen, der bleibenden Schönheit aller Menschenkinder zu feiern, kann uns allen guttun.

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