56-Jähriger soll bei Streit über das Fahrtziel ausgerastet sein

Harburg. Es war klirrend kalt in der Silvesternacht, das Handynetz überlastet und die Wilhelmsburger Reichsstraße spärlich befahren. Am Straßenrand: vier Jugendliche in denkbar dünnen Kleidern. 20 Minuten schlotterten die 15 bis 16 Jahre alten Teenager bei Minusgraden - dann endlich lasen Polizisten sie auf und brachten sie nach Hause, nach Ochsenwerder.

Das wäre eigentlich der Job von Rene B. gewesen. In sein Taxi war die Gruppe nach einer Silvesterfeier gestiegen. Doch der 56-Jährige setzte die Gruppe in Wilhelmsburg aus - und machte sich damit strafbar.

Gestern wurde im Amtsgericht Harburg gegen den Taxifahrer verhandelt. "Wir haben ihn gebeten, uns nach Ochsenwerder zu fahren", sagt Kaye G., 16. Doch als der Mann plötzlich über die Elbbrücken in Richtung Harburg gefahren sei, sei ihnen das irgendwie merkwürdig vorgekommen. Höflich hätten sie ihn dann gefragt, ob er denn wisse, wo es entlanggeht.

Doch der Taxifahrer habe stur und steif behauptet, sie hätten als Fahrtziel Cranz angegeben, und genau dorthin werde er sie jetzt fahren. "Das war aber völlig abwegig, Cranz liegt nicht mal in der Nähe von Ochsenwerder", sagt die Schülerin. Ähnlich erzählt es auch Margaux P., 16. Der Mann habe sich richtig in Rage geredet, seine Hand sogar drohend zum Schlag erhoben. "Da haben wir Angst bekommen und wollten nur noch raus." Rene B. habe gleich angehalten und sie ausgesetzt - obgleich die Straße weder über Standspur noch Seitenstreifen verfügte.

Er habe die Situation als "nicht so gefährlich wahrgenommen", entschuldigt sich Rene B., gesteht aber ein: "Es war ein Fehler." Die Jugendlichen hätten ihm mehrere Fahrtziele genannt. Er sei davon ausgegangen, dass sie die Taxikosten prellen wollten. Rene B. hat Glück: Gegen eine Geldauflage von 500 Euro stellt der Richter das Verfahren ein. Eine lebensbedrohliche Situation, wie sie der Tatbestand "Aussetzung" erfordert, sehe er nicht.