Anwohner lassen die Türen verschlossen: “Denn sonst hätten wir die Ratten noch im Haus.“ Die Bewohner stellen in den Gärten mittlerweile Fallen auf.

Winterhude. Für viele Hamburger ist es der Inbegriff des Sommers, für die Anwohner hingegen ein großes Ärgernis: das Grillen an der Alster. Denn der liegen gelassene Müll verdreckt nicht nur die Wiesen und Wege rund um das Gewässer, sondern lockt immer mehr Ratten an. "So viele Ratten wie in diesem Sommer hatten wir noch nie", sagt Michael Scheler, der bereits seit 35 Jahren an der Bellevue wohnt.

"In den vergangenen Jahren hat man am Wasser hin und wieder ein Tier gesehen, aber jetzt sind sie in großen Mengen bis in die Gärten von uns Anwohnern gezogen." Er und seine Nachbarn könnten keine Türen mehr offen stehen lassen. "Denn sonst hätten wir die Ratten noch im Haus." Mittlerweile stellen die Bewohner in den Gärten Fallen auf. "Wir wollen diese Tiere natürlich nicht in unseren Gärten haben."

Scheler ist sich sicher: Die Ratten werden durch den Müll der grillfreudigen Hamburger angelockt. "Das hat uns der Kammerjäger, den wir Anwohner beauftragt haben, so gesagt." Es werde einfach alles liegen gelassen, Essensreste in die Büsche geschmissen. Dabei seien zum Grillen rund um die Alster Grillzonen eingerichtet worden. Doch noch immer stehe nirgendwo ein Schild, keiner kontrolliere, ob die Regelung eingehalten werde. "Im Gegenteil, wenn ich die Griller bitte, ihren Müll zu beseitigen, werde ich angepöbelt."

Auch im Bezirksamt Nord sind die Beschwerden über die größere Zahl an Ratten rund um die Alster bereits angekommen. "Das wird sofort untersucht", sagt Amtsleiter Wolfgang Kopitzsch (SPD) dem Abendblatt. "Und sollten sich die Beschwerden bewahrheiten, werden schnellstmöglich Maßnahmen eingeleitet." Das Thema Müll rund um die Alster sei allerdings noch nicht gelöst. "Wir haben zwar den Eindruck, dass die Kohlecontainer gut angenommen werden", so Kopitzsch. "Aber noch immer liegt viel zu viel Müll rum. Noch immer erleben wir Vandalismus." 250 000 Euro stecke der Bezirk derzeit in die Entsorgung. "Das ist ein Viertel unseres Budgets, das wir eigentlich für die Pflege der Grünanlagen haben."

Allerdings gebe es nach wie vor kein allgemeines Grillverbot in der Stadt. "In unserem Bezirk haben wir in diesem Jahr versucht, das Thema Grillen durch Grillzonen zu lösen." Erst nach dem Ende der Saison könne allerdings umfassend ausgewertet werden, ob diese Zonen ein Erfolg seien. "Und dann müsste für die ganze Stadt entschieden werden, wie im kommenden Sommer mit dem Thema Grillen umgegangen wird." Bislang habe der Bezirk Nord aber gerade einmal acht Mitarbeiter im Ordnungsdienst, die Vergehen kontrollieren sollen. "Da können wir viele Vergehen leider gar nicht ahnden."

Bei Christoph Ploß, Ortsvorsitzender der CDU Winterhude und Bezirksabgeordneter, häufen sich derzeit ebenfalls die Beschwerden zum Müllproblem rund um die Alster. "In den Köpfen der Bürger sind die Grillzonen leider noch nicht angekommen", sagt Ploß, Mitinitiator der Grillzonen. Deshalb fordert der Politiker schärfere Kontrollen durch das Bezirksamt, dass die neuen Regeln eingehalten werden. Der Müll sei nicht nur ein Problem für die Anwohner. "Schließlich ist die Alster eine der Visitenkarten Hamburgs und eine wichtige Touristenattraktion", sagt Ploß. Und die müsse man pflegen.