Der Hamburger Kaufmann Farhad Vladi vermittelte bereits 2000 Idyllen im Meer. Die Preise haben sich in den vergangenen Jahren teilweise verdoppelt.

Hamburg. So sieht Begeisterung aus. Farhad Vladi preist sein neuestes Projekt an, eine kleine Insel in der Lagune von Venedig. Der Hamburger Inselhändler hat den Verkaufsprospekt auf dem Konferenztisch in seinem Büro mit Blick auf die Binnenalster ausgebreitet und fährt mit dem Finger von Bild zu Bild. "Hier, von der Dachterrasse des Hauses aus sehen Sie den Markusplatz", schwärmt er. "Nur ein paar Minuten, und Sie sind mit dem Boot im Canale Grande. Und abends sitzen Sie wieder gemütlich vor dem Kamin. In Ihrem eigenen Haus, auf der eigenen Insel." Der Eigentümer, der Vladi mit dem Verkauf beauftragt hat, ist die Familie Swarovski aus Österreich. 20 Millionen Euro soll das Idyll der Swarovskis kosten, die mit den gleichnamigen Kristallen reich geworden sind. Es sind Altersgründe, die den Schmuckunternehmer zum Verkauf bewegen.

Manchmal stehe auch eine Scheidung oder ein Todesfall hinter dem Entschluss, sich von einer Insel zu trennen, sagt Vladi. Für den promovierten Volkswirt, der seit 39 Jahren vom Inselverkauf lebt, sind solche Schicksalsschläge inzwischen Glücksfälle. Denn Inseln, seien sie an Traumzielen wie den Malediven, aber auch in Kanada oder Australien, werden knapp. Und immer teurer.

"Vor zehn Jahren hatte ich allein in Schottland gut 20 Inseln im Angebot. Heute ist es nur noch eine", sagt der 65-Jährige, der insgesamt schon mehr als 2000 Inseln vermittelt hat, dabei aber selber nicht den Eindruck eines Champagnerpartygängers, sondern eines typisch hanseatischen Kaufmannes macht. Das Gleiche gelte für Irland und etliche Länder, die zum Verkauf stehende Inseln heute häufig lieber selber kauften, als sie in Privathand zu geben.

Griechenland darf seine Inseln aus rechtlichen Gründen nicht verkaufen

Selbst im krisengeschüttelten Griechenland sei das Angebot nicht größer geworden, hier bietet Vladi Private Islands derzeit vier Objekte an. Viele der privaten Inseln gehörten der Familie Onassis, die entgegen anderslautender Gerüchte nicht verkaufen wolle, weiß Vladi aus sicherer Quelle. Und der Staat könne eigene Inseln schon aus rechtlichen Gründen nicht versilbern. "Frau Merkel würde Sylt ja auch nicht verkaufen." Probleme gebe es immer dann, wenn eine Insel bewohnt ist. In Griechenland würden zudem häufig Naturschutzbestimmungen eine Bebauung verbieten. Nur zum Vergleich: Wenn Griechenland eine Insel wie Naxos (Kykladen) verkaufen würde, könnte der Staat dafür rund 250 Millionen Euro verlangen, schätzt Vladi.

Aber nicht nur Staaten halten die Hand über die Inseln. Auch Vladis Privatkunden, darunter hin und wieder auch Prominente wie Nicolas Cage, Mariah Carey, Jörg Pilawa oder Dieter Hallervorden, trennten sich nur ungern und lediglich im Ernstfall von ihren Ozeanperlen. "Je häufiger sie dort Urlaub gemacht haben, desto mehr Erinnerungen haben sie. Und je weniger geben sie sie wieder her", sagt Vladi, der die inselverliebten Eigentümer bestens verstehen kann: Der Vater von zwei Kindern verbringt selber jedes Jahr etliche Winterwochen auf seiner eigenen Insel Forsyth Island in Neuseeland. "Da habe ich mittlerweile fast jedem Schaf einen Namen gegeben."

Um den Konkurrenzkampf mit rund vier weiteren weltweit tätigen Inselhändlern um die vergriffenen Eilande etwas abzumildern, hat der in Harvestehude lebende Kaufmann nun eine neue Geschäftsidee entwickelt: Miete statt Kauf. "Wir bieten zwar derzeit auch mehr als 100 Inseln zum Kauf an - aber in unserem neuen Katalog zusätzlich Inselurlaub auf 64 Privatinseln", sagt Vladi, der in seinen Büros in Hamburg, Kanada und Neuseeland inzwischen 40 Mitarbeiter beschäftigt und im Jahr etwa 50 Millionen Euro erlöst.

Ab 470 Euro die Nacht kostet etwa der Aufenthalt auf Mfangano Island, einem Inselwinzling im Victoria See. Das Chalet darauf wartet sogar mit einer Hochzeitssuite auf. Gäste auf Bonefish Cay (Bahamas) müssen etwas tiefer in die Tasche greifen. Rund 45 000 Euro werden pro Woche fällig. Dafür stehen aber auch zwei Villen, ein aufwendig ausgestattetes Haupthaus mit Heimkino und ein Gourmetkoch zur Verfügung der anspruchsvollen Gäste.

Betrieben werden die für Touristen angebotenen Inseln entweder von Hotelgesellschaften wie Raffles. Oder von den Verwaltern der Inseleigentümer, denen etwas Abwechslung häufig auch nicht schade, findet Vladi. "Manche Verwalter sitzen zehn Monate am Strand und schauen in die Sonne, und nur für zwei Monate kommt dann der Besitzer der Insel, - da ist es doch besser, die Räder bleiben in Bewegung."

Die Nachfrage nach Mietinseln ist ebenfalls vorhanden. Kürzlich hätten Russen eine Seychellen-Schönheit für zwei Wochen gemietet und für den Luxusaufenthalt immerhin 600 000 Euro auf den Tisch gelegt. 1972 habe die Insel noch für 1,2 Millionen D-Mark den Besitzer gewechselt, erinnert sich Vladi schmunzelnd.

Der Fall zeigt die erstaunliche Preisentwicklung im Inselbusiness. Von 1970 bis 1980 hätten Inseln im Schnitt einen Wertzuwachs von zehn Prozent gehabt, bis Mitte der Neunziger wuchs die Verteuerung um 15 bis 20 Prozent. Und in den vergangenen Jahren hätten sich die Preise sogar verdoppelt und verdreifacht.

Die Gründe für die Wertsteigerung der Eilande, von der Aktionäre, aber auch Wein- oder Oldtimerhändler meist nur träumen können, sieht Vladi nicht nur in der fortschreitenden Knappheit. Sondern auch im technischen Fortschritt. "Vor zwanzig Jahren musste ich auf den Seychellen noch in eine Telefonzelle gehen, um mit meinem Büro in Hamburg zu telefonieren", sagt der weit gereiste Hamburger.

Moderne Technik macht Inseln leichter und besser erreichbar

Heute habe jeder sein Handy und könne sich für die Stromversorgung seines Robinson-Wohnsitzes einen Solar- oder Windgenerator kaufen. Anlagen zur Wasseraufbereitung gebe es bereits im Taschenformat, und die Flugverbindungen seien so zahlreich, dass man seine Insel jederzeit erreichen könne. "Die Welt ist kleiner geworden", sagt Vladi, dem außer Vladi Islands nicht nur die Hamburger Buch- und Landkartenhandlung Götze Land und Karte und das dazugehörige Reisebüro in der Innenstadt gehören. Er beschäftigt sich auch privat leidenschaftlich gerne mit der Vermessung der Welt - und sammelt alte Karten. Sie erzählen nicht selten spannende Geschichten über seine Inseln. Von Seefahrerromantik und Abenteuern, die manchmal auch dort lauern, wo man sie nicht vermutet: "Letztens habe ich eine Insel vor Rügen verkauft, auf der Störtebeker einen Schatz vergraben haben soll." Ob der Wert der noch zu entdeckenden Kiste den Kaufpreis von 225 000 Euro erreicht, kann Vladi allerdings nicht sagen.

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