Weltmeister, Weltfußballer, Europameister, Kämpfer, Trainer, Superstar, ja, Lichtgestalt. Und jetzt? Lothar Matthäus? Gehörnter Ehemann ...

Die Frauen haben sich entwickelt in den letzten Jahren. Sie stehen nicht mehr zufrieden am Herd, waschen Wäsche und passen aufs Kind auf", lautet eine der zahlreichen Lebensweisheiten, mit denen du uns, Lothar Herbert Matthäus, 49 Jahre, genannt Loddar, gelernter Innendekorateur, deutscher Rekordnationalspieler (150 Einsätze in 20 Jahren - kein Kicker trug den Adler länger auf der Brust als du!), Ehrenspielführer der DFB-Elf, Fußball-Welt- und Europameister, Weltrekord-WM-Spieler (25 Einsätze), Weltfußballer des Jahres, mehrfacher Fußballer des Jahres, Fußballer des Jahrzehnts, häufiges Idol des Jahres, Deutscher Sportler des Jahres, Europas Sportler des Jahres, Meistertrainer, Deutschland-Bezwinger mit der ungarischen Nationalmannschaft (2:0 am 6. Juni 2004 in Kaiserslautern), Silberner Lorbeerblatt-Träger und natürlich ausgezeichnet mit der Goldenen Ehrennadel des Zentralverbandes der Raumausstatter, immer wieder verblüfft hast. Ach ja: Schönster Mann des Jahres 1993 warst du, 1,74 Meter kurzer Mittelfeldspieler, übrigens auch schon, befand damals das "People"-Magazin.

Lothar Matthäus, der Überirdische

Erst seit Kurzem, und zwar seit dem 4. Juli dieses Jahres, dem amerikanischen Unabhängigkeitstag - ihr habt auch am 1. Januar 2009 in Las Vegas geheiratet -, gibt es keine Ehefrau Nummer vier mehr an deiner Seite. Denn deine 22 Jahre alte Gattin, die gebürtige Ukrainerin Kristina Liliana Tchoudinova, genannt Liliana, aufgewachsen in Deutschland, Abiturientin und künstlich leicht optimiertes Fotomodel, hat dich wohl weder bekochen noch deine Wäsche waschen oder gar ein Kind von dir haben wollen und sich nach gerade mal 18 Monaten Ehe per SMS von dir getrennt. Endgültig, wie sie betont. Und um diese Tatsache, die angeblich bereits kurz vor Weihnachten 2009 in gegenseitigem Einvernehmen besiegelt worden ist, dir auch optisch, also wirklich und deutlich, klarzumachen, hat sie dann medienwirksam vor Sardinien in einem sanft schaukelnden Sportboot auf dem türkisfarbenen Mittelmeer mit einem 27 Jahre alten attraktiven Casanova für Bausparer herumgeknutscht, der Matteo Baldo heißt, seinen Wohnsitz in Monaco hat, offenbar erfolgreich mit Immobilien dealt und überhaupt gar nicht so recht weiß, warum er plötzlich im deutschen Fernsehen auf Italienisch über diesen "netten Fehler" parlieren soll oder darf.

Spätestens jetzt müsste sogar ein Lothar Matthäus kapiert haben, dass bereits die kompromittierenden Fotos den unwiderruflichen Abpfiff eines Fußballspiels in der Kreisklasse C bedeutet haben. Aber du wärst eben nicht "Loddar", wenn du dich nicht sofort an eine weitere Weisheit erinnert hättest, die deinen Spitznamen zur offiziellen Maßeinheit für den Abstand zwischen Fettnäpfchen werden ließ: "Ein Lothar Matthäus lässt sich nicht von seinem Körper besiegen, ein Lothar Matthäus entscheidet selbst über sein Schicksal ... Ich, was meine Person betrifft, entscheide für mich alleine."

So hast du dich schicksalhaft für eine Verlängerung dieses Kicks auf unterstem Niveau entschieden, wobei inzwischen immer deutlicher wird, dass beide Teams sich nicht an die mögliche Spielabsprache gehalten haben. Stattdessen erfahren wir aus einem offenen, brutalen Schlagabtausch voller Blutgrätschen und Lattenknallern allerlei Intimes aus den Unterleibsregionen und den Seelenleben zweier Blitzlichtgestalten, von denen du jedoch, Lothar, trotz aller Peinlichkeiten, die du dir während deiner erfolgreichen Karriere gegönnt hast, noch bis vor Kurzem eine Lichtgestalt gewesen bist.

Boris Becker hat schon auf dich in der Besenkammer gewartet; ganz tief unten

Doch jetzt bist du mit dieser Schmuddelnummer genau dort angekommen, wo der artverwandte Tennisgott Boris Becker, genannt "Bobbele" oder "Der Rote", spätestens nach einem spektakulären Samenraub in der Besenkammer eines Londoner Luxushotels, schon auf dich gewartet hat: ganz tief unten in der Öffentlichkeit, aber ganz weit oben in den Schlagzeilen. Doch wen wundert's, die Nähe zum Boulevard hast du ja auch schon während deiner aktiven Zeit selbst gesucht.

Wahrscheinlich hast du deine juvenile Gegnerin, die sich bereits nach dem zweiten Treffen von dir ihrer Jungfräulichkeit beraubt gefühlt hat, gewaltig unterschätzt. Das ist dir in deinem anderen Leben auf dem Fußballplatz eigentlich nur einmal so richtig passiert; damals in der Schreckensnacht von Barcelona am 26. Mai 1999, als du, immerhin schon 38 Jahre alt, nicht mehr konntest; als du deinen Trainer Ottmar Hitzfeld japsend um Hilfe angejammert hast und dich hast auswechseln lassen in der 80. Minute, was eure Abwehr jedoch entscheidend schwächte und euch das Champions-League-Finale gegen Manchester United in der Nachspielzeit binnen 102 Sekunden mit 1:2 verlieren ließ. Dein alter Kumpel Mehmet hat später beim Trauerbesoffskibankett zu den enttäuschten Fans gesagt: "Der geht doch immer raus, wenn es eng wird. Das müsst ihr doch langsam wissen."

Das hat ihn 10 000 Mark Vereinsstrafe gekostet. Zu Recht, denn du warst schließlich einer, der trotz vieler Verletzungen immer wieder die Zähne zusammengebissen und sich immer wieder zurück in die Weltklasse gekämpft hat. Der die besten 50- und 60-Meter-Pässe aller Zeiten geschlagen und eine bisweilen lethargische Millionentruppe aus dem Tiefschlaf geweckt hat.

Und deine geilen Tore erst! Zum Beispiel der Freistoß aus 30 Metern gegen Marokko im Achtelfinale der Fußball-WM 1986, drei Minuten vor Schluss. Oder das Führungstor gegen Jugoslawien bei der WM 1990, deinem 75. und besten Länderspiel (Endstand 4:1). Oder das Tor des Jahres gegen Leverkusen am 21. November 1983 ...

Aber die hübsche Pupsmaus, für die du deine Ehefrau Nummer drei hast sitzen lassen, ist abgebrühter, als du es wahrhaben willst. Sitzt da rotzfrech mit von Tränen verschmiertem Kajal und liest dem Sat.1-Kamerateam ihre SMS vom 4. Juli an dich vor: "Ich kann nicht mit dir reden, die Art, wie du bist, damit komme ich nicht klar. Unsere Beziehung ist vorbei ... Bitte melde dich nicht mehr bei mir, wir sprechen dann mit den Anwälten. Alles Gute, ich hoffe, wir trennen uns sauber." Wirklich interessant ist, dass deine neue Ex den entscheidenden Satz jedoch nicht vorgelesen hat: "Du wirst nie was für mich machen und hast es auch nicht gemacht." Was hast du ihr denn versprochen? Ein Stück deines Ruhms? Du hättest viel gelassener reagieren können, Lothar. Denn Liliana hat dich wahrscheinlich nie geliebt, sondern sie hat dich nur benutzen wollen. Sie wollte neben dir aus dem Schatten treten. Aber leider bist du ja schon seit 15 Monaten arbeitslos, weil es dir mit deinen Trainerjobs leider ebenso ergangen ist wie mit deinen vielen Lieben, auch denen zwischen den Ehen: So stark, wie es anfing, ließ es kurze Zeit später auch nach, ob nun in Serbien, Brasilien, Österreich, Ungarn oder Israel. Doch vielleicht wollte Liliana auch bloß nicht mitkommen ins tiefe, dunkle Afrika, wo du als neuer Nationaltrainer anheuern wolltest, bis dir schon wieder eine Frau dazwischengefunkt hat: "Mein Job in Kamerun ist ja leider durchgefallen, weil die Frau des Staatspräsidenten, der mich unbedingt haben wollte, meine Geschichte mitgekriegt hat ..." Mit dieser Einschätzung dürftest du nicht falsch liegen, Lothar. Tja, und irgendwann reichen dann auch dezente Briefumschläge auf dem Küchentisch, prallvoll mit violetten Scheinen fürs Shopping gefüllt, nicht mehr, um ein ehrgeiziges IT-Girl zu domestizieren.

Auch die Fans sind sauer, nicht nur wegen des Eintrittskartenskandals

Die Liliana und ihre Eskapaden haben dich übrigens schon seit dem 4. März 2009 davon abgehalten, deine Fußballkolumne auf deiner Website ( www.lotharmatthaeus.de ) zu pflegen. Die Fans sind sauer, Lothar: "LODDAR, DU BIST WIRKLICH EIN ERBARMUNGSWÜRDIGER LOSER - offensichtlich verarschen und hassen dich nicht nur 'deine' Mädels, sondern auch deine 'Freunde' ...", schreibt etwa ein gewisser "playboy" ins Gästebuch auf deiner Site und spielt dabei auf den angeblichen südafrikanischen Fifa-WM-Eintrittskartenskandal an, in den du verwickelt sein sollst.

Du hast ja schon mal 2,06 Promille am Steuer ganz lässig abgewickelt, in jungen Jahren. Auch über die Liebe hast du im jüngsten "Welt am Sonntag"-Interview nach Herzenslust schwadroniert. "Natürlich kann ich auch der heißblütige Liebhaber sein, aber Liebe ist tausendmal wichtiger als Sex", hast du gesagt. Und "Liebe ist, wenn man sich vorstellen kann, mit dem anderen alt werden zu können. Das ist etwas unheimlich Intensives." Aber wie soll das eigentlich einer beurteilen können, der als kleiner Junge statt mit Stofftieren immer nur mit einem Lederball im Bett herumgekuschelt hat? Später offensichtlich auch, wie deine erste Frau Sylvia die elf Jahre Ehe mit dir uncharmant kommentiert hat: "Die meisten Fußballer leben in einer beschränkten Welt. Rein körperlich sind sie fit, aber der Geist ist nicht weiterentwickelt." Oder wie Lolita (Moreno), deine zweite Frau, ätzend bemerkt hat: "Lothar ist unreif!" Oder wie Marijana Kostic, die dritte, schimpfte: "Lothar hat mich eiskalt abserviert, er hat mich belogen und betrogen, und das habe ich nicht verdient!" Wahrscheinlich viel zu spät sitzt du nun - Indiz hierfür ist ein Paparazzo-Foto der Berliner Zeitung "BZ" - im Berliner Schickimicki-Restaurant Borchardts und suchst offenbar Hilfe bei einem Berliner Medien-Strategen, der unter dem Namen Frank Bojack bekannt ist. Der Mann "berät Unternehmen und Stars", wie man hört. Er hat es unter anderem geschafft, Paris Hilton nach Berlin zu holen. Wow! Was er leider bisher nicht geschafft hat, ist, die ehemalige Schlagergöttin und Hundefriseurin Michelle zurück ans Tageslicht zu zerren. Mensch, Lothar, Hand auf den Meniskus: Glaubst du wirklich, dass ausgerechnet dieser Herr Bojack dein Grundproblem lösen wird?

Da wünschen Altruisten sich doch sofort wieder einen Uli Hoeneß herbei, der auch einem Fußballgott wie früher beim FCB väterlich den Kopf tätschelt, während er ihm gleichzeitig zur Strafe den Mund mit Kernseife auswäscht. Weil nämlich auch der Uli Hoeneß inzwischen bestimmt genauso fassungslos wie die ganze Fußballwelt jahrelang dabei zugesehen hat, wie es dir mit unnachahmlicher Akribie gelungen ist, deinen verdienten Ruhm zu verspielen und dich wieder sterblich zu machen. So wie schon ein paar andere genialische Helden in Stutzen vor dir. So wie der Nordire George Best, der es schaffte, sogar seine zweite, transplantierte Leber in Alkohol zu ertränken. Wie der Engländer Paul Gascoigne, der seine Frau Sheryl zusammenschlug und regelmäßig Gast in psychiatrischen Kliniken ist. Wie Diego Maradona, der im Koksrausch von einem Skandal in den anderen tappte. Wie Franck Ribéry, der sich zum Geburtstag mit einer anscheinend minderjährigen Prostituierten justiziabel beschenkte.

Berühmte Menschen, Lothar, haben bekanntlich häufiger Probleme damit, echte Freundschaften zu erkennen und dauerhaft aufrechtzuerhalten. Denn der helle Schein des Ruhms zieht nicht nur harmlose Motten an, sondern auch halbseidene Galgenvögel. Deshalb vereinsamen viele Berühmtheiten mit der Zeit, besonders wenn ihr Ruhm verblasst und sich weder die Medien noch Groupies mehr für sie interessieren. Das kann bis hin zur Panikattacke führen. Noch ein Wort zum Hoeneß, Uli: Als die Stürmerlegende Gerd Müller Ende der 1970er-Jahre ein Alkoholproblem bekam, hat sich der Wurstfabrikant als echter Retter in der Not erwiesen. Aber du rufst lieber einen Herrn Bojack an. Oder er dich? Was hast du ihm bereits erzählt, Lothar? Oder ist dir vielleicht gerade noch rechtzeitig die allerwichtigste deiner gesammelten Weisheiten wieder eingefallen: "Manchmal spreche ich zu viel."