Ein Speiseplan von Joachim Mischke

Wenn Liebe wirklich durch den Magen geht, müsste sich mit der richtigen Menüliste doch selbst bei kulturferneren Hamburger Politikern etwas machen lassen. Die augenblickliche Sommerpause ist ideal dafür. Einmal schnell zu den Salzburger Festspielen fliegen, mit dem Taxi zum Festspielbezirk, dann beim Eingang vom Haus für Mozart ein paar Schritte ins "Triangel". Schon könnte man - sagen wir mal: als zukünftiger Bürgermeister - die noch fehlende Kultur-Begeisterung mit Löffeln oder anderem Besteck verspeisen. Denn die Gerichte dort sind nach den Künstlern der Saison benannt, die man so buchstäblich zum Fressen gern haben kann. "Tödliche Dosis Ben Becker"? Eine gehaltvolle Rindssuppe mit Frittaten als Hommage für den plauzetragenden "Jedermann"-Tod. Die neue Buhlschaft Birgit Minichmayr landet als appetitlicher Zander auf Gazpacho auf dem Mittagstisch.

Für die Hamburger Kulturszene, chronisch hungrig nach langfristiger Anerkennung, eröffnen sich auf diesem Gebiet der Vor-, Haupt- und Nachspeisenpoesie sehr interessante Möglichkeiten. Die australische Opernchefin Simone Young könnte Namens-Patin für ein Straußensteak sein. Thalia-Intendant Joachim Lux, vom Burgtheater kommend, hat genügend Humor, um ein Wiener Würstchen nicht übel zu nehmen. Der bunte Kampnagel-Teller? Amelie Deuflhard. Garstige Feinschmecker würden Friedrich Schirmer vom Schauspielhaus mit einer kalorienreduzierten Gemüsebrühe in Verbindung bringen. Christoph Lieben-Seutter wäre als Wiener, vor allem aber als Elbphilharmonie-Chef, für den dramatisch überteuerten Kaffee zuständig. Und als Nachspeise, die einem schwer und quer im Magen liegt, gäbe es frische Berliner. Die hießen dann Marius Müller-Westernhagen (Pfefferminz-Geschmack) oder Daniel Richter.