Ein Kommentar von Rainer Grünberg

Thomas Lurz, der erfolgreichste Langstreckenschwimmer der Welt, hat auf die quälende Diskussion um regelkonforme Anzüge jetzt im Plattensee die einzig überzeugende Antwort gegeben. Der Würzburger wurde über zehn Kilometer Europameister, zum insgesamt vierten Mal.

Elegant gelöst ist das Problem um die künstliche Schwimmhaut damit nicht. Während der Weltverband im Becken gegen den Willen der Hersteller seit Jahresbeginn die Rückkehr zur Badehose durchgesetzt hat, tobt im Freiwasser die Materialschlacht weiter. Wobei inzwischen nicht mehr alles zugelassen ist, was schnell macht, sondern nur noch bestimmte Produkte. Dass sie Lurz nicht zur Verfügung standen, obwohl die Regeln dies vorschreiben, ist der eigentliche Skandal. Chancengleichheit sollte ein eherner Grundsatz im Sport bleiben, sonst macht er sich unglaubwürdig.

Die Anzugfrage zeigt andererseits den brutalen Interessenkonflikt, in den sich mancher Sport begeben muss, will er überleben. Ohne Sponsoren läuft nichts, deren Ansprüche aber in angemessener Weise zu befriedigen, ohne dass der Sport Schaden nimmt, gerät öfter denn je zur Kunst. Denn wer die Inhalte verrät, dem platzt irgendwann auch die Hülle.

Die Hightech-Rekorde der vergangenen Jahre drohen dann auch tonnenschwer auf den Schwimmern zu lasten, weil sie für den Fernsehzuschauer heute weit hinter jener blauen Linie kraulen, die an frühere Zeiten erinnert. Dass sich ausgerechnet die olympische Kernsportart Schwimmen vom "Höher, schneller, stärker" verabschiedet hat, könnte ein teures Kommunikationsproblem werden. Denn nicht überall steht ein Lurz für die passende Antwort parat.