Binnenhafenpolizist Reimer Stollberg sorgt dafür, dass Altes und Neues miteinander auskommen

Offiziell gibt es so jemanden wie ihn gar nicht: Normalerweise sind Bünabes, Bürgernahe Beamte der Polizei, nämlich als Fußstreifen in den Wohnquartieren der Stadt unterwegs. Reimer Stollberg aber macht seine Kontrollgänge im Hafen. Bis vor drei Jahren war er der einzige Bünabe der Wasserschutzpolizei und zuständig für den Harburger Binnenhafen - wo er zur Institution geworden ist. Inzwischen hat Stollberg, der früher als "Bestmann" in der Hochseefischerei gefahren ist, noch einen Kollegen, der ihn unterstützt.

Abendblatt:

Wie kam es zu diesem ungewöhnlichen Posten eines Bünabes bei der Wasserschutzpolizei?

Reimer Stollberg:

Das war 1996, und die neuen Entwicklungen im Binnenhafen deuteten sich schon an - auch, dass einmal mehr Menschen hier wohnen werden. Im heutigen Hamburger Channel-Gebiet begannen dann die Veränderungen. Aus der Sunlicht-Fabrik wurden Büros, aus dem Palmspeicher ein Restaurant.

Und deswegen sind Sie zum Bünabe geworden?

Nein, es waren zunächst persönliche Gründe. Meine Frau war gestorben, und ich blieb allein mit meiner neunjährigen Tochter zurück und wollte dann keine Nachtschichten bei der Wasserschutzpolizei mehr machen. So kam ich zu dem Bünabe-Posten. Heute fühle ich mich diesem Hafen und den Menschen hier verbunden. Eigentlich wäre ich dieses Jahr pensioniert worden - doch ich habe verlängert, weil ich es hier so spannend finde.

Kannten Sie den Binnenhafen denn schon, bevor Sie hier anfingen?

Ja, 1974 habe ich hier mein Praktikum bei der Wasserschutzpolizei gemacht.

Und wie fanden Sie den Hafen damals?

Dreckig, vor allem dreckig. Im Sommer konnte man nur mit einer Nasenklammer durchgehen - so gestunken hat das. Da wurde ja auch noch Fischmehl und vieles andere umgeschlagen.

Was hat sich seitdem verändert?

Enorm viel: In der Binnengraft und durch das Yachtzentrum ist der Wassersport ein neuer Schwerpunkt geworden. Viele Menschen wohnen nun hier, zum Teil auf Booten und sehr versteckt.

Wer denn so?

Na, diese Ecke ist eine Art Rückzugsort für Genügsame. So wie Gunter Gabriel, der hier auf einem Hausboot wohnt. Von solchen Leuten gibt's hier viele.

Es werden jetzt auf der Harburger Schlossinsel neue Wohnungen gebaut, ein Park und zusätzliche Büros entstehen. Wird der Binnenhafen seinen Charakter verlieren?

Nein, das glaube ich nicht. Hier wird dieser besondere Mix aus Alt und Neu gelingen - davon bin ich überzeugt.