Mit der Sprache verhält es sich wie mit Analogkäse oder mit destilliertem Wasser, mit der Höhenluft im Himalaja oder dem Fußballspiel der italienischen Nationalelf. Wenn es an Inhaltsstoffen mangelt, wird das Ergebnis schnell fad und langweilig.

Deshalb ist zu bedauern, dass die US-Bank Goldman Sachs eine Kläranlage in ihren internen Sprachgebrauch eingebaut hat. Flüche und Fäkalausdrücke wurden verboten. Bei Kongressanhörungen zur Finanzmarktkrise hatte man festgestellt, dass diese ein gängiger Bestandteil verbaler Kommunikation in der Bank waren.

Die Goldman-Gülle wird als Dünger der öffentlichen Meinungsbildung fehlen, denn der interne Schriftverkehr bot schöne Annäherungen an die Wahrheit. Von einem "shitty deal" war im Zusammenhang mit einer Finanztransaktion die Rede, einem "dreckigen Geschäft" - wer möchte da beim Lesen die Löschtaste drücken?

Goldman rückt seinen Mitarbeitern mit Säuberungssoftware und menschlichen Kontrolleuren näher, auf dass die Sprache in den Büros der großen Bank politisch korrekt werde.

Wie gut, dass Sprachreiniger nicht zu allen Zeiten präsent und präzise waren. Was wäre uns entgangen? Joschka Fischers Zuruf an Bundestagsvizepräsident Richard Stücklen 1984 ("Mit Verlaub, Herr Präsident, Sie sind ein Arschloch!" - es folgte ein Saalverweis) ebenso wie manch schönes Zitat, das man Luther oder Götz von Berlichingen zuschreibt.

Abgesehen davon kann Fluchen stark entlastend wirken. Unterm Strich sind Flüche wohl billiger als manche Zwangshandlung von Investmentbankern. Zum Beispiel riskante Hypothekengeschäfte in den USA.