Sozialsenator Dietrich Wersich (CDU) will mit Aktionstagen im Herbst Anwohner zusammenbringen

Ein wenig seltsam wird es schon sein, dieses Papierschild mit Bügel - so eines wie es manchmal an Hotelzimmertüren hängt, wenn die Gäste nicht gestört werden wollen - an die Tür eines Nachbarn zu hängen. Anders als im Hotel soll auf diesem Schild, das die Sozialbehörde gerade drucken lässt, nicht "Bitte Ruhe" stehen. Ganz im Gegenteil: Mit diesem Schild sollen Nachbarn sich gegenseitig einladen, um sich kennenzulernen. "Nachbarschaft verbindet" heißen die Aktionstage der Sozialbehörde und des Hamburger Integrationsbeirats vom 22. September bis zum 3. Oktober.

Vereine, Verbände und Einzelpersonen sind aufgerufen, mit originellen Ideen an den Aktionstagen mitzumachen. Viele Hamburger sind schon dabei: Ali Güngörmüs, Sternekoch und Betreiber des Le Canard wird in Altona kochen. In Bramfeld lädt der Kulturladen Brakula zum Nachbarschaftssingen und zum orientalischen Tanz ein. Am Osdorfer Born wird es ein Treppenhausfest geben, und beim Suppenfest am 1. Oktober am Billebogen in Lohbrügge sollen sich Nachbarn besser kennenlernen. "Wir wollen die Leute hier im Quartier ermutigen, eine Suppe zu kochen. Wer wenig Geld hat, bekommt die Zutaten dafür auch erstattet", sagt Kirsten Sehgal, Gebietsentwicklerin im Stadtteilbüro Lohbrügge. In einem Zirkuszelt werden Tische mit 20 verschiedenen Suppen zum Probieren aufgestellt. Jeder darf die Suppen aus allen möglichen Ländern für wenige Cent kosten.

Die Idee dieser Aktion erklärt Sozialsenator Dietrich Wersich (CDU) so: "Die Leute sollen von ihren Sofas hochkommen und aufeinander zugehen, intensiv mit ihren Nachbarn ins Gespräch kommen und nicht nur auf dem Treppenflur Hallo sagen." Nachbarschaften sollen wieder mehr belebt werden. Kinderfeste könnten dafür organisiert werden, Flohmärkte, Kochaktionen, Schatzsuche im Stadtteil, Hauskonzerte oder etwa ein Morgentee im Treppenhaus. Wersich: "Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt."

Der Sozialsenator plant aber über die Aktionstage hinaus: Eine Art Bürgeragentur möchte er gemeinsam mit Bezirken und Verbänden errichten. Diese Agenturen sollen Anknüpfungspunkte sein im Nachbarschaftsraum. Der Senator erklärt das Prinzip so: "Bürger A hat eine Idee und sucht Bürger B, mit dem er diese realisieren kann. Wenn er Bürger B aber nicht findet, wird nichts aus seiner Idee." Wer sich für eine Sache engagieren möchte, soll an bekannten Orten wie in Kulturhäusern oder Eltern-Kind-Zentren Gleichgesinnte finden können, "statt immer darauf zu warten, dass der Staat etwas unternimmt", sagt Wersich. Weniger Bürokratie in den Bezirksämtern soll das Engagement der Hamburger einfacher machen. Im Herbst will der Senator sich abermals mit Vertretern von Verbänden und Bezirksämtern treffen, um diese Idee weiter voranzubringen.

Einen Schritt weiter ist Wersich mit dem Projekt "Nachbarschaft verbindet" und den Aktionstagen im Herbst. Weil es doch Überwindung kosten kann, aktiv zu werden und einfach so bei seinen Nachbarn zu klingeln, unterstützt die Stadt die noch zögerlichen Hamburger mit Tipps und Informationen. Wer gerne mitmachen möchte, kann sich an die Freiwilligenbörse Hamburg wenden (Telefon 411 88 67 00) oder sich im Internet informieren, entweder unter www.eaktivoli.de oder unter www.hamburg.de/nachbarschaft-verbindet