Wenn psychisch kranke Eltern eine stationäre Behandlung benötigen, war dies bisher mit einer belastenden Trennung von Eltern und Kind verbunden. Das Hamburger Werner-Otto-Institut des Evangelischen Krankenhauses Alsterdorf geht neue Wege: Wenn Kinder oder Eltern psychisch krank sind, werden sie gemeinsam aufgenommen.

Die Ambulanz des Werner-Otto-Instituts erinnert mehr an eine Ferienanlage als an eine Klinik. Klettergeräte und Spielzeug erwarten die Besucher im Eingangsbereich. Im ersten Stock sitzen Mütter mit ihren kleinen Kindern gemeinsam beim Mittagsessen.

Die Eltern der zehn Monate alten Tina haben eine lange Irrfahrt durch Praxen und Krankenhäuser hinter sich. Ihre kleine Tochter hat das seltene Cornelia-de-Lange-Syndrom und wollte über Monate hinweg nicht richtig essen. Dann wurden Mutter und Tochter im Werner-Otto-Institut aufgenommen. Mit großer Geduld haben die Kinderkrankenschwestern und Therapeutinnen beide beobachtet und mit der Mutter das Füttern neu geübt. Inzwischen knabbert Tina mit Freude an Keksen und Brötchen.

Viel Wert legt Annekatrin Thies, leitende Psychologin, auf einen zugewandten Umgangsstil. "Wir nehmen uns Zeit für die Ängste und Sorgen der Eltern." Viele Störungen ließen sich nur im Zusammenspiel von Eltern und Kind erkennen und behandeln. Psychische Störungen der Kinder entwickeln sich häufig auch als Folge psychischer Krankheiten der Eltern.

Von den 18 Plätzen in der Eltern-Kind-Klinik sind derzeit fünf Plätze für psychisch kranke Elternteile von den Krankenkassen genehmigt. Oft müssen die Erwachsenen erst einmal lernen, was zu einem kindgerechten Alltag gehört. "Für manche ist es schon sehr hart, sich an die festen Essenszeiten zu halten", sagt der Ärztliche Direktor Christian Fricke.