Sie kennen die Hansestadt so gut wie wenige andere. Fünf Stadtführer haben Roland Magunia und Sophie Laufer ihre Lieblingsorte gezeigt.

1. Park Fiction auf St. Pauli

Hamburg. Die Musikerin und Beatles-Expertin Stefanie Hempel, 33, liebt den Park Fiction auf St. Pauli. "Das ist hier ein bisschen so wie im Urlaub", sagt sie und zeigt auf die großen Plastikpalmen im Hintergrund. Das Besondere: Dieser außergewöhnliche Ort biete einen der letzten unverbauten Blicke auf die Elbe und den Hafen. "Und das mitten in einem Wohnviertel." Zudem gebe es hier Dinge, die sonst nirgends zu finden seien. Die Anwohner hätten für den Park Fiction Wünsche einreichen können. Herausgekommen seien verrückte Ideen wie die Plastikpalmen, ein Fußballplatz mit weichem Untergrund und ein fliegender Teppich - ein besonders gestalteter wellenförmiger Rasen. "Selbst im Winter bei Eis und Schnee vermittelt dieser Park ein bisschen Sommer und Sonne." Hempel kommt oft mit ihrem Sohn hierher. "Hier können wir spielen, toben und kicken", sagt die dunkelhaarige Frau. Sie selbst liebe zudem die anliegenden Cafés. "Es ist selten so richtig voll. Ich kann hier wunderbar entspannen", so die Musikerin.

Hempel bietet seit sechs Jahren in Kooperation mit Stadtreisen Hamburg auf St. Pauli eine ganz besondere Führung zu den Beatles an. Jeden Sonnabendabend besucht sie die Orte und Klubs, die für die Band bedeutend waren. Und spielt ihrer Gruppe dort die passenden Beatles-Stücke auf einer kleinen Ukulele vor. Am Ende gibt es dann in einem der Klubs ein kleines Abschlusskonzert.

Adresse: Park Fiction, Bernhard-Nocht-Straße; öffentliche Verkehrsmittel: mit der S3 oder S1 bis Haltestelle "Reeperbahn"

2. Der alte Stückgutfrachter MS "Bleichen"

Für den Barkassenführer Hans Trieglaff, 72, ist die MS "Bleichen" ein ganz besonderes Stück Hamburg. "Das ist Nostalgie pur", sagt er. Schließlich unterscheide sich der alte Stückgutfrachter von den heutigen Schiffen. "Dieser Frachter ist noch ganz anders konstruiert." So sei beispielsweise die Kommandobrücke noch in der Mitte und nicht, wie bei modernen Frachtern, am Heck des Schiffes untergebracht. "Auch von der Form her ist das noch ein richtiges Schiff und nicht so ein langweiliger Kasten." Der Barkassenführer fährt auf einigen seiner Touren an der MS "Bleichen" vorbei. "Auch wenn im Hafen wenig los ist, fahre ich hierher, damit meine Gäste Schiffe sehen können." Nebenan würden zudem einige kleinere Schiffe und Schuten liegen.

Trieglaff arbeitet als Barkassenführer für die Elbreederei Rainer Abicht. Mittlerweile ist der Rentner als Aushilfe tätig. Seine Touren führen den Barkassenschiffer unter anderem durch die Speicherstadt, Schleusen und Kanäle. Auch eine Fahrt zur Köhlbrandbrücke hat er im Programm.

Adresse: Hansahafen, Bremerkai neben Schuppen 50, S 3 oder S 31 bis Haltestelle "Veddel" mit der Buslinie 256 bis Haltestelle "Veddel West"

3. Der Park hinter der Roten Flora

Der Park hinter der Roten Flora ist einer der Lieblingsplätze von Ulrike Schröder, 50. Als sie einen neuen Rundgang durch die Schanze entwickelte, entdeckte die fröhliche Frau den Ort vor einigen Jahren für sich. "Hier stoßen Ruhe und Lebendigkeit aufeinander", sagt sie. Interessant seien aber vor allem die Menschen, die man hier treffe - den Ein-Euro-Jobber genauso wie Studenten oder Familien mit Kindern. "Hier ist eben der Querschnitt der Menschen zu finden, die die Schanze ausmachen." Und zwar ohne die sonst überall präsenten Touristen oder die Krawallmacher, die man hin und wieder auf der Schanze trifft. Immer komme man mit dem einen oder anderen Parkbesucher ins Gespräch. "Für die Bewohner der Schanze ist es einer der wenigen Orte der Ruhe." Ausgerechnet direkt neben der Roten Flora! Schröder erholt sich gern in dem kleinen Park. Zwischen zwei Stadtrundgängen bei einem Kaffee Luft holen oder eine Zeitung lesen, das sei für sie das Schönste.

Schröder ist seit mehr als 20 Jahren Stadtführerin ( www.ulrike-schroeder.com ). Sie bietet Rundgänge zu Fuß, mit Bus, Bahn oder mit der Fähre an. Ihre Spezialität sind die Schanze, St. Pauli, Speicherstadt und HafenCity.

Adresse: Rote Flora, Achidi-John-Platz 1; öffentliche Verkehrsmittel: mit der S11, S21 oder S31 bis Haltestelle "Sternschanze"

4. Hoch auf der Elbphilharmonie

Tomas H. Kaiser, 43, fühlt sich besonders von der Baustelle der Elbphilharmonie angezogen "Auf der 26. Etage hat man einen unglaublich weiten Blick", sagt er. Auch der Michel biete eine tolle Aussicht, "aber dort sind Säulen im Weg". An keinem anderen Ort werde in Hamburg die norddeutsche Landschaft so sichtbar. "Man kann auf die Stadt, den Hafen, die Elbe und bis aufs Land nach Niedersachsen schauen." Damit sei dies der einzige Ort, an dem man den Unterschied zwischen der Stadt und dem Land so beobachten könne. "Leider ist dieser atemberaubende und unverstellte Blick nur für kurze Zeit noch möglich. Bald wird auch er zumindest durch Scheiben zugebaut sein." Die Elbphilharmonie fasziniert Kaiser. "Besonderes am Abend ist die Stimmung hier so reizvoll", sagt der promovierte Kulturwissenschaftler und freie Künstler. Kaiser ist seit zwölf Jahren freiberuflicher Stadtführer in Hamburg. Seine Spezialität sind Architekturführungen, unter anderem durch die HafenCity oder die Elbphilharmonie. Aber auch die Themen Design und Szeneviertel hat er im Repertoire.

Adresse: Elbphilharmonie, Am Kaiserkai; öffentliche Verkehrsmittel: mit U 3 bis Haltestelle Baumwall, mit U 1 bis Haltestelle "Messberg", mit Buslinie 4 bis Haltestelle "Marco-Polo-Terrassen"

5. Der Deich Kaltehofe von Rothenburgsort

Der Lieblingsplatz von Michael Moellers, 43, liegt südlich der Elbe. Immer wieder kommt er an den Deich Kaltehofe in Rothenburgsort."Hier kann man so wunderbar entspannen", sagt er. "Denn hier ist es ruhig und dazu noch richtig weitläufig." Die Elbe sei ganz nah und die Skyline von Hamburg in der Ferne zu bewundern. "Natur pur und das eigentlich mitten in der Stadt." Moellers geht hier häufig mit seinen beiden Hunden Ella und Gino spazieren. "Das ist mein Refugium." Aber auch andere Hundebesitzer hätten den Deich bereits für sich entdeckt. "Noch ist es ein Insidertipp. Ich hoffe, dass es auch noch eine Weile so bleibt."

Seit vielen Jahren ist Moellers als Stadtführer in Hamburg unterwegs. Seit 2007 bietet er die Hummeltour an, einen historischen Stadtrundgang auf den Spuren des Wasserträgers Hummel. Dafür schlüpft der Mann mit den kurzen dunklen Haaren in die Uniform des Wasserträgers. Auch Kinderführungen gehören zu seinem Programm.

Adresse: Kaltehofe Hauptdeich; öffentliche Verkehrsmittel: mit den S 21 bis zur Haltestelle "Rothenburgsort"