Unvergesslich der spontane Besuch in einer kleinen griechischen Kapelle. Ein Priester hält das Baby im Arm. Um das Taufbecken drängeln sich die Familie und Freunde, sicher 50 Leute. Alle stehen. Sie haben Kameras gezückt und reden oder gehen ein und aus. Nach griechisch-orthodoxer Zeremonie wird das Baby nackt ausgezogen. Der Priester taucht das Kind in das tiefe Taufbecken ein. Einmal ganz unter - im Namen des Vaters. Die Gemeinde begleitet das Geschehen mit lautem "Aah!!".

Kaum aufgetaucht, guckt sich das Baby verdutzt um. Dann das zweite Mal - im Namen des Sohnes. Das mitfühlende Gemeindeseufzen wird intensiver. Und das Baby kreischt auf. Für einen Moment, denn dann wird es das dritte Mal untergetaucht - im Namen des Heiligen Geistes. Die Gemeinde jubelt vor Freude, das Kind schreit vor Schreck. Bis es im Arm der Eltern landet. Nun bekommt es ein weißes Taufkleid an. Neues Leben.

Für mich war das ein beeindruckendes Erlebnis, das mir selbst durch den Körper fuhr. So fühlt sich Taufe an. Dieses einschneidende Erleben und diese Freude über die Zusage Gottes: Du bist nun ein Kind Gottes. Nichts kann uns voneinander trennen.

Die Taufpraxis in unserer lutherischen Kirche ist zwar weit weniger spektakulär. Aber es ist genauso anrührend, wenn Eltern ihre Kinder zur Taufe tragen. Wenn das Baby weint oder lacht oder neugierig ins Wasser greift oder die Taufe auch mal verschläft. Wie gut, dass die Taufe von Gott kommt und ohne unser menschliches Zutun funktioniert.

Jugendliche lassen sich am liebsten mit Freundinnen oder Freunden an der Seite taufen, damit sie nicht so alleine da vorne in der Kirche stehen. Erwachsene kommen oft mit dem festen, lang überlegten Entschluss: "Ich möchte getauft werden." Mit Gott lebt es sich froher und entspannter, meinte letztens eine 30-Jährige. Das habe sie beobachtet. Wahrscheinlich trifft ihre Beobachtung nicht auf jede Situation zu, aber sie hat damit etwas über die Taufe gesagt. Gott tritt unter keinen Umständen von seiner Zusage zurück. Gott kämpft für den Menschen. Tröstet und trägt, wo die menschliche Kraft nicht ausreicht. Und Gott streitet, wo jemand droht, sich in Verfehlungen zu verlieren. So kann Taufe mitten im Leben neues Leben bewirken, unvergesslich, entspannter.

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