Abendblatt-Umfrage sieht die SPD derzeit bei 41 Prozent - so stark wie seit 1999 nicht

Hamburg. Unmittelbar nach dem Rücktritt von Bürgermeister Ole von Beust (CDU) und dem Scheitern der Primarschule beim Volksentscheid hält die Mehrheit der Hamburger Neuwahlen für den richtigen Weg. In einer repräsentativen Umfrage des Psephos-Instituts im Auftrag des Abendblatts sprechen sich 56 Prozent für eine vorgezogene Bürgerschaftswahl aus.

Dagegen sagen 32 Prozent, dass CDU und GAL ihr schwarz-grünes Bündnis im Rathaus fortsetzen sollten. Für eine rechnerisch mögliche Große Koalition ohne Neuwahlen votieren nur drei Prozent, für eine rot-grüne Minderheitsregierung nach dem Vorbild von Nordrhein-Westfalen zwei Prozent.

Profitieren von Neuwahlen würden fast ausschließlich die Sozialdemokraten. Wenn die Bürgerschaft bereits am Sonntag gewählt würde, käme die SPD auf 41 Prozent (April-Umfrage: 37 Prozent), gefolgt von der CDU mit 35 Prozent (34 Prozent). Die GAL bliebe unverändert bei zehn Prozent, während die Linken bei sechs Prozent landen und zwei Prozentpunkte verlieren würden. Der Anteil der FDP wäre von acht auf vier Prozent halbiert. Das bedeutet, dass Rot-Grün rechnerisch eine Mehrheit in der Bürgerschaft hätte, Schwarz-Grün aber nicht.

Die 41 Prozent sind der beste Umfragewert für die SPD seit 1999. Nur einmal, im September 2002, erreichte die Partei 40 Prozent. Bei Bürgerschaftswahlen übersprang die SPD zuletzt 1993 die 40-Prozent-Hürde. Damals holte sie unter Bürgermeister Henning Voscherau 40,4 Prozent und blieb stärkste Kraft. Auch in den anderen 15 Bundesländern konnte die SPD die 40-Prozent-Marke seit 2000 nur fünfmal knacken: im Jahr 2000 in Schleswig-Holstein (43,1), 2002 in Mecklenburg-Vorpommern (40,6), 2003 in Bremen (42,3) sowie 2001 (44,7) und 2006 (45,6) in Rheinland-Pfalz.

"Offenbar kommt die pragmatische und engagierte SPD bei den Hamburgern gut an", sagte SPD-Landeschef Olaf Scholz. CDU-Fraktionschef Frank Schira sprach von einer "Momentaufnahme in einer schwierigen Situation" und hofft auf bessere Werte.

Die meisten Befürworter von Neuwahlen finden sich laut Abendblatt-Umfrage in der Altersgruppe der 35- bis 49-Jährigen mit 63 Prozent. Bei den über 65-Jährigen liegt der Anteil nur bei 51 Prozent. Sehr unterschiedlich fallen die Voten nach den Parteienpräferenzen aus: Allein die CDU-Wähler befürworten mehrheitlich (52 Prozent) die Fortsetzung von Schwarz-Grün, nur 40 Prozent sind für Neuwahlen.

Dagegen sprechen sich 61 Prozent der GAL-Wähler für Neuwahlen und nur 26 Prozent für zwei weitere Jahre Schwarz-Grün aus. Wenig überraschend ist, dass 74 Prozent der SPD-Anhänger ein schnelles Ende von Schwarz-Grün wollen und nur 13 Prozent dafür sind, dass CDU und GAL weiterregieren. Auch das Lager der Linken ist zu 65 Prozent für Neuwahlen.