Joachim Lux, 52, ist seit der Saison 2009/2010 Intendant des Thalia-Theaters.

Hamburger Abendblatt:

1. Sie sind erst seit einem Jahr im Amt - waren Sie enttäuscht über die Ankündigung des Rücktritts von Karin von Welck?

Joachim Lux:

Ich schätze Karin von Welck persönlich und als Senatorin sehr. Sie hat sich sehr für die Kultur eingesetzt. Dass die öffentliche Wirkung oft nicht günstig war, lag nicht vornehmlich an ihr, sondern daran, dass es immer schwieriger wurde, sich erfolgreich gegen die Ökonomisierung der Kultur zu wehren.

2. Welche Qualitäten braucht ein neuer Kultursenator bzw. eine Kultursenatorin?

Zum Beispiel eine starke politische Rückendeckung, sei es durch ein persönliches Naheverhältnis zum Bürgermeister oder durch Verankerung in der Parteipolitik. Inhaltlich muss die Kultur aus der Defensive heraus in die Offensive: Es muss Konsens sein, dass es unmöglich ist, die Zuwendungen für Kultur weiter zu kürzen und die Kosten auf den einzelnen Bürger umzulegen (etwa durch Erhöhung der Eintrittspreise). Wichtig sind zudem Ausbau und Kräftigung des Vorhandenen, aber auch: mit Stolz auf das zeigen, was da ist. Und: eine wirkliche Vision für die Kulturstadt Hamburg zu entwickeln, die kraftvoll genug ist, sich nicht von Einzelkämpfen zerreiben zu lassen.

3. Halten Sie es für sinnvoll, die Verantwortung für die Elbphilharmonie in der Kulturbehörde zu belassen?

Nein, das ist ganz sicher nicht sinnvoll. Ein solches bauliches Riesenprojekt muss in die Hände von kompetenten Bauprojektleitern. Und diese sitzen vermutlich nicht in der Kulturbehörde. Ganz anders sieht es bei der inhaltlichen Ausgestaltung der Elbphilharmonie aus. Hier ist die Moderation der Kulturbehörde zwingend notwendig.

4. Wäre ein Wechsel die Chance, den Sport an eine andere Behörde anzugliedern?

Ich halte die Debatte für überschätzt. Es gab immer mal sogenannte Superministerien, ob das sinnvoll ist, entscheidet sich an den jeweiligen Personen.

5. Die Junge Union schlug vor, die Kulturbehörde abzuschaffen. Andere befürworten eine Angliederung an die Senatskanzlei. Braucht Hamburg eine Kulturbehörde?

Der Vorschlag, die Kulturbehörde abzuschaffen, ist eine Jugend-Eselei besonderer Güte. Natürlich braucht Hamburg eine Kulturbehörde. Kultur ist eine der wesentlichsten Gestaltungsmöglichkeiten für die städtischen Gemeinwesen, um das Gefühl für eine Stadt zu intensivieren, ihr Charakter und Identität zu geben. Es geht darum, Kultur auszubauen, nicht darum, sie abzubauen. Dazu braucht es eine Vision aus einem Guss. Wenn dies durch die Angliederung an die Senatskanzlei leichter durchsetzbar ist, kann man darüber nachdenken. Voraussetzung ist allerdings vermutlich ein Bürgermeister, der Kultur signalhaft ins Zentrum seiner Politik stellen will.