Er hat die Persönlichkeiten der Welt porträtiert. Politiker, Künstler, Sportler. Uwe Seeler war darunter, Siegfried Lenz, Luciano Pavarotti. Minister und Senatoren. Bürgermeister natürlich. Und er malte die weniger bekannten Menschen, den Feuerwehrmann, der gerade einen Brand gelöscht hat, oder den Kapitän eines Schiffes.

Erwin Krafft war mehr als ein Vierteljahrhundert der Mann, der die Köpfe des Tages für die Rubrik "Menschlich gesehen" im Hamburger Abendblatt gezeichnet hat. Weit mehr als 1000 dieser Kunstwerke stammen aus seiner Feder, etliche schuf er auch mit dem Pinsel.

Er kannte die Menschen oft nur vom Foto, das er als Vorlage hatte. "Aber ich kann in den Gesichtern lesen", sagte er. "Uwe Seeler beispielsweise muss liebenswert sein." Er sprach mit einer Bedächtigkeit, die so gar nicht zur Hektik einer Zeitungsredaktion passte. Erwin Krafft saß meist mittendrin, man hörte kaum die Feder, die mit der schwarzen Tinte auf dickem Papier kratzte. Er sprach nicht viel, aber seine Augen glänzten, wenn er sein Ergebnis dem Chefredakteur vorlegte und ein Lob für seine Arbeit bekam.

Das Abendblatt trauert um einen liebenswerten Kollegen. Erwin Krafft starb am 12. Juli 2010 im Alter von 87 Jahren. Er hinterlässt seine Frau Sylvia, mit der er 52 Jahre verheiratet war.