Vor dem Kochtopf muss sich der agile Hahn mit dem schwarz-weißen Federkleid nicht fürchten...

"Lebhaftes Zwerghuhn mit zartem Fleisch und einer Legeleistung von ca. 120 Eiern im Jahr. Bruteiermindestgewicht 35 Gramm." Nein, so steht es nicht auf der Gehege-Beschilderung in Hagenbecks Tierpark. Diese Beschreibung findet man im Internet, wenn man nach dem Hamburger Silberlack sucht. Im Hinterkopf macht sich schon die Frage nach einem schönen Rezept breit: Geschmort in Weißwein? Mediterran mit Knoblauch und Oliven? Doch darum soll es hier nun wirklich nicht gehen. Hans, der Hamburger-Silberlack-Hahn im Haustierrevier des Tierparks hat weit mehr zu bieten als nur zartes Hähnchenfleisch.

So ist er zum Beispiel ein ausgemachter Wanderer. "Eigentlich dachten wir am Anfang, dass er sich mit seinen Hennen nur im Unkreis des Stalls bewegt", sagt Tierpfleger Dave Nelde. Doch weit gefehlt: "Die drei sind jeden Tag bis zu den Bisons unterwegs, quer durch den Park." Eine ganz schöne Laufleistung für die maximal ein Kilogramm schweren Zwerghühner.

Der Name Hamburger Silberlack ist dabei ein wenig irreführend: Soll die Rasse doch eigentlich aus England und Holland kommen und erst seit 1920 in Deutschland gezüchtet werden. Eine Theorie besagt allerdings, dass Hamburger Kaufleute die ursprünglich aus der Türkei stammenden Vögel überhaupt erst nach Holland und England brachten. Wie dem auch sei: Als Hamburger Huhn oder Hamburger Zwerg haben sie sich mittlerweile etabliert.

Die Bezeichnung Silberlack bezieht sich auf die auffällige Lackzeichnung des weißen Gefieders mit den schwarzen, käfergrünschillernden Punkten - oder wie Nelde sagt: "Den Dalmatiner-Look." Ein auffallend roter Kamm und die sichelförmigen, lang auslaufenden Steuerfedern komplettieren Hans' imposante Erscheinung.

Hans und seine Hennen finden abends immer in den Stall zurück

Mit seinen beiden Hennen Heidi und Inge verlässt der erst ein Jahr alte Gockel jeden Morgen den Stall, macht einen Abstecher über die Mist- und Grashaufen im Misthof des Tierparks, um nach Insekten zu suchen, und ist dann im Gebüsch und auf den Wegen unterwegs.

"Wir haben uns bewusst für diese Rasse entschieden, weil man sie nicht so oft sieht", sagt Nelde. "Außerdem sind Zwerghühner so schön agil." Ganz anders als die Haubenhühner, die sie vorher gehabt hätten, hätten sich Hans und seine Frauen auch als sehr intelligent herausgestellt, so der Tierpfleger: "Sie finden jeden Abend von alleine in den Stall zurück. Die Haubenhühner waren dazu zu blöd."

Einen kleinen Aussetzer haben allerdings auch Inge und Heidi: Sie legen zwar fröhlich Eier, aber ausbrüten wollen sie sie nicht. So schlüpften aktuell die Hamburger Silberlack-Küken aus den weißen, bis zu 50 Gramm schweren Eiern in der Brutmaschine. Die Minihühner sind in unterschiedlichen Größen tagsüber im Stall zu sehen, denn auf Wanderschaft gehen sie noch nicht mit.

Noch vor Tierparköffnung liefert sich der schöne Hans, der übrigens nach Hans Albers benannt wurde, übrigens ein Krähduell mit dem Hahn der Niederrheiner Hühner. Dieser kräftigere, gelbe Gockel, der auch schon gerne einmal die Hamburger Silberlack-Hennen um sich schart, lässt sich danach häufig von Hans animieren - "und dann ziehen alle zusammen los", sagt Dave Nelde und lacht.

Eine gemischte Ausflugsgesellschaft, bei der die zarteren Zwerghühner aber in einer Sache deutlich im Vorteil sind, sagt ihr Tierpfleger: "Hans, Inge und Heidi schaffen es fliegend auch auf erhöhte Plätze herauf." Die Niederrheiner bleiben eher am Boden.

Züchter loben besonders die fasanenhafte Form

Fünf bis sieben Jahre können die hübschen Hühner mit der fasanenhaften Form, wie Züchter sie beschreiben, alt werden. Genug Zeit also noch für den wenig scheuen Hans und seine Hennen, den Tierpark unsicher zu machen, sich von Besuchern füttern zu lassen und für reichlich Nachwuchs zu sorgen. Denn der Lack ist bei diesen Hühnern noch lange nicht ab.

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